35 Kilometer nach Schanghai in sieben Minuten China baut Transrapid-Strecke

Peking (dpa). Die chinesische Regierung hat vorzeitig grünes Licht für die Magnetschwebebahn Transrapid in Schanghai gegeben. Noch vor der Vorlage der Machbarkeitsstudie sei die Genehmigung da, berichteten informierte Kreise am Montag in Peking. "Die Entscheidung ist gefallen." Die Strecke zwischen dem internationalen Flughafen und der Hafenmetropole werde von chinesische Investoren weitgehend selbst finanziert werden.

Die Machbarkeitsstudie für die erste kommerzielle Transrapid- Strecke ist mit den chinesischen Partnern in großen Teilen durchgesprochen. Zum Abschluss geht es an diesem Dienstag in Schanghai noch um den Preis und die Zahlungsbedingungen. Konkrete Verhandlungen werden nächste Woche aufgenommen. Der Vertrag soll bis 15. Dezember unterschrieben sein. "Es kann auch eher passieren."

Das deutsche Transrapid-Konsortium aus ThyssenKrupp, Siemens und ADtranz will vier Züge mit Antriebstechnik und jeweils sechs Waggons liefern. Die Gesamtkosten des Projekts liegen höher als zu Anfang geschätzt bei möglicherweise mehr als 2,5 Milliarden DM. Die Trasse allein soll voraussichtlich etwa eine Milliarde DM kosten und wird von chinesischer Seite gebaut werden.

Fünf Sechstel der Finanzierung bereits gesichert

Fünf Sechstel der Finanzierung seien durch große chinesische Investoren gesichert. Das Rest stelle auch "kein Problem" dar, hieß es, auch wenn China gerne zinsgünstige Darlehen aus Deutschland bekommen hätte. Ein angebotener Exportkredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) werde nicht in Anspruch genommen, da die chinesische Seite davon ausgehe, das Geld anderweitig günstiger zu bekommen. "Die Chinesen finanzieren das selbst."

Mit 35 Kilometern wird die Transrapid-Strecke kürzer als bisher geplant, um größere Umbauten im Finanzviertel Pudong zu vermeiden. Die Bahn endet jetzt in Schanghai an der U-Bahn-Station Longyang etwa fünf Kilometer südöstlich des Bankenzentrums. Sieben Minuten soll die Fahrt dauern. Drei Züge sollen ständig verkehren.

Erste Probebohrungen für die Pfeiler

Das Land für die Strecke sei bereits gekauft. Vorbereitende Arbeiten hätten begonnen. Erste Bohrungen seien vorgenommen worden, um zu sehen, wie tief die Pfeiler der Trasse in den weichen Untergrund um Schanghai verankert werden müssen. Auch seien Anwohner bereits über ihre bevorstehende Umsiedlung informiert worden, hieß es. "Die chinesische Seite geht sehr schnell vor."

Entgegen der Praxis, dass die staatliche Plankommission ein Projekt erst nach Vorlage der Machbarkeitsstudie billigt, ist der Weg schon frei. Der Transrapid soll am 1. Januar 2003 den Betrieb in Schanghai aufnehmen. Um den Zeitplan einhalten zu können, müssten die Aufträge "vor Ende des Jahres" vergeben sein.

Einer der "Hauptgründe" für das Projekt in Schanghai, das von Ministerpräsident Zhu Rongji unterstützt wird, liege in dem Wunsch der chinesischen Seite, die Technik in der Praxis zu testen, hieß es. So blicken beide Seiten bereits auf größere Vorhaben wie die 1 300 Kilometer lange Strecke zwischen Schanghai und Peking, über deren Bau im ersten Quartal 2003 entschieden werden soll.

Diese Verbindung wurde als "Endziel" beschrieben. "Darum geht es." Chinesische Experten prüfen derzeit aber noch die Vor- und Nachteile einer konventionellen Schienenstrecke gegenüber der Magnettechnik. Der Transrapid steht zudem auch in Konkurrenz zum japanischen Magnetbahnsystem "Maglev".

(RPO Archiv)
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