Mücke soll unter Pinochet Entführungen durchgeführt haben Chile: Vize-Chef der Colonia Dignidad wird angeklagt

Santiago de Chile (dpa). Das Oberste Gericht Chiles hat am Mittwoch die Eröffnung eines Strafprozesses gegen den Vize-Chef der von Deutschen gegründeten früheren Siedlung Colonia Dignidad, Gerhard Mücke, angeordnet.

Er sei hinreichend verdächtig, 1974 an der Entführung eines linken Gegners der Militärdiktatur unter Augusto Pinochet beteiligt gewesen zu sein, teilte das Gericht mit. Damit wurde die Entscheidung erster Instanz zur Einstellung des Verfahrens rückgängig gemacht. Mücke war vor knapp einem Monat festgenommen worden.

Überlebende Opfer der Diktatur und Soldaten hatten angegeben, Alvaro Vallejos Villagran sei damals von Pinochets Geheimpolizei DINA festgenommen und in die deutsche Landwirtschaftssiedlung gebracht worden. Dort sei der 25 Jahre alte Student Mücke und dem seit 1996 flüchtigen Chef der sektenartigen Einrichtung, Paul Schäfer, übergeben worden sein.

Schäfer wird sexueller Missbrauch Minderjähriger sowie die Entführung von Regimegegnern während der Militärdiktatur (1973 - 1990) vorgeworfen. Die 1961 von Schäfer gegründete Wohn- und Arbeitsanlage mit etwa 350 deutschstämmigen Mitgliedern fungierte unter der Diktatur nach Aussagen Überlebender als Folter- und Mordzentrum.

(RPO Archiv)
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