Chaos in Afghanistan Eine Frage der Glaubwürdigkeit

Analyse | Düsseldorf · Große Flüchtlingsbewegungen wie 2015 sind aus Afghanistan im Moment nicht zu erwarten. Trotzdem darf es eine Debatte darüber geben, welche Fehler von damals sich nicht wiederholen sollten. Die Diffamierung von Meinungsgegnern zum Beispiel.

 Flüchtlinge innerhalb Afghanistans, die in Kabul gestrandet sind.

Flüchtlinge innerhalb Afghanistans, die in Kabul gestrandet sind.

Foto: dpa/Rahmat Gul

Der chaotische Abzug der Nato-Verbündeten aus Afghanistan bedeutet Leid für die Menschen vor Ort – und hat wirkmächtige Bilder in die Welt gebracht. Die Flugzeuge des Westens wurden zu den letzten Halmen, an die sich Menschen zu klammern versuchten, und zugleich zur tödlichen Falle. Die Szenen aus den Stunden, als der Westen es nicht einmal mehr fertigbrachte, Flugzeuge in einem Land auf die Erde zu bringen, in dem er 20 Jahre militärisch präsent war, haben nicht nur die strategische Niederlage vor Augen geführt. Sie haben auch sichtbar gemacht, wie groß die Angst der Leute vor Ort ist, nun wieder in einem Terrorstaat leben zu müssen. Längst ist von Hausdurchsuchungen und Racheakten zu hören, allen Beteuerungen der jetzigen Taliban-Sprecher zum Trotz. Selbst ein für seine Nüchternheit geschätzter Politiker wie der Unions-Fraktionschef Ralph Brinkhaus sagte nach den Ereignissen am Flughafen von Kabul, das breche einem das Herz.