Chaos-Computer-Club: Wer dahinter steckt

Hamburg · Der Chaos-Computer-Club (CCC) gründete sich schon, bevor das Internet seinen Siegeszug in die privaten Haushalte antrat. 1981 trafen sich 25 Männer und eine Frau erstmals in Berlin. Sie nannten sich "Komputerfrieks" und erklärten in einer Anzeige in der "Tageszeitung": "Damit wir nicht länger unkoordiniert vor uns hinwursteln, tun wir wat und treffen uns am 12.9.81." Die Gründer unterschrieben die Einladung mit "Tom Twiddlebit" und "Wau Wolf Ungenannt".

Heute sind ihre richtigen Namen bekannt: Klaus Schleisiek und Wau Holland. Die Mitgliederzahlen des Vereins liegen aktuell bei etwa 3000. Der Hauptsitz ist in Hamburg, aber der Club ist dezentral organisiert: Es gibt in mehr als 20 Städten jeweils unabhängige Gruppen.

Anfang der 80er Jahre wollte der CCC die Möglichkeiten der gerade aufkommenden elektronischen Datennetze kreativ nutzen — aber auch Privatpersonen schützen. "Öffentliche Daten nützen, private Daten schützen", steht noch heute in der für alle Mitglieder geltenden Hacker-Ethik. Der erste Punkt dieses Regelwerks zeigt Parallelen zur Piratenpartei: "Der Zugang zu Computern und allem, was einem zeigen kann, wie diese Welt funktioniert, sollte unbegrenzt und frei sein." Ähnliches fordert auch die Partei, die bei der Berliner Wahl den Sprung ins Parlament schaffte.

Erste Berühmtheit erlangte der CCC 1984. Mitglieder nutzten den Bildschirmtext BTX, einen Vorläufer des World Wide Web, und überwiesen sich selbst 135 000 Mark von Konten der Hamburger Sparkasse. Damit wollten sie die Sicherheitslücken des Systems aufzeigen. Der "Spiegel" und das "heute journal" berichteten.

Immer wieder kämpfte der Verein in den vergangenen Jahren dafür, seine Ziele durchzusetzen. Eine der erfolgreichsten Kampagnen richtete sich gegen Wahlcomputer, die von 1999 bis 2008 in Deutschland eingesetzt wurden. Diese seien einfach zu manipulieren und damit eine Gefahr für die Demokratie, erklärte der CCC — und bewies diese Auffassung mit einem Hackerangriff auf Wahlcomputer in den Niederlanden. Die niederländische Regierung zog die Zulassung der Rechner zurück. 2009 verbot das Bundesverfassungsgericht den weiteren Einsatz in Deutschland.

Auch gegen den biometrischen Pass kämpfte der CCC. Mit der Veröffentlichung des Fingerabdrucks des damaligen Innenministers Wolfgang Schäuble wollte man der Debatte "eine konkretere Form geben", wie es in einer Erklärung hieß.

Die Mitglieder des CCC wollen die Informationsfreiheit fördern, verstehen sich aber auch als Datenschützer. So wurde auch der sogenannte Bundestrojaner zu einem ihrer großen Themen.

(RP)
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