Persönlich Cem Özdemir . . . hat Ärger wegen Hanfpflanzen

Der Parteichef der Grünen wollte es als "politisches Statement" verstanden wissen, jetzt hat er wegen einer Cannabis-Pflanze auf seinem privaten Balkon in Berlin Ärger mit der Staatsanwaltschaft. Die ließ die Immunität des Bundestagsabgeordneten aufheben und ermittelt nun wegen des Besitzes von Hanfpflanzen gegen ihn.

In Deutschland sind der Konsum, der Besitz und auch der Anbau von Cannabis verboten, auch in kleinen Mengen. Özdemir setzt sich wie nahezu alle Grünen-Politiker für die Legalisierung von Cannabis ein. Er gehört allerdings zu jener Generation von Grünen, denen niemals Revoluzzertum nachgesagt wurde. Er hatte sich im Sommer bei einer so genannten Ice-Bucket-Challenge (deutsch: Eiskübel-Herausforderung) neben die nun zum Gegenstand staatsanwaltlicher Ermittlungen gewordene Hanfpflanze postiert. Zur Erinnerung: Damals schütteten sich etliche prominente und weniger prominente Menschen Eiswasser aus Eimern über den Kopf. Mit der Aktion unterstützten sie den Kampf gegen die seltene Krankheit ALS. Die Ermittler interessieren sich aber noch für ein weiteres Cannabis-Gewächs im Besitz des Grünen-Parteichefs. Beim Parteitag im November hatte er vor laufenden Kameras statt eines Straußes Blumen eine Hanfpflanze im Topf überreicht bekommen.

Özdemir kann die Aufregung der Behörden nicht verstehen. "Dass das simple Platzieren einer Hanfpflanze in einem Internetvideo umfangreiche Ermittlungen nach sich zieht, zeigt, wie widersinnig die deutsche Drogenpolitik ist", sagte er.

Die Wahrscheinlichkeit, dass das Verfahren gegen Özdemir wegen Geringfügigkeit eingestellt wird, ist relativ groß. Wenn die Hanfpflanze auf dem Balkon tatsächlich als politisches Statement gemeint war, hat sie ihre Wirkung zumindest entfaltet. Dem Grünen-Parteichef ist es gelungen, die Debatte um das Für und Wider einer Legalisierung von Cannabis erneut anzuschieben.

Eva Quadbeck

(RP)
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