Persönlich Cem Özdemir . . . erzürnt Basis als "Auto-Grüner"

Grünen-Chef Cem Özdemir hat Ärger mit dem linken Flügel seiner Partei. Er hat nämlich Daimler-Boss Dieter Zetsche als Gastredner für den Bundesparteitag am 13. November eingeladen. Zetsche soll den Grünen erklären, wie er sich eine klimaschonendere Autoproduktion vorstellt. Für viele Parteilinke ist Zetsche so sehr Inkarnation des Bösen, dass sie ihn in Münster nicht erdulden mögen. Es sei "einfach falsch, einem Unternehmen eine Bühne für Greenwashing zu geben, das sein Geld auch mit Rüstungsexporten in Länder mit Menschenrechtsverletzungen verdient", wetterte etwa NRW-Grünen-Chef Sven Lehmann. Doch Özdemir, der aus dem Autoland Baden-Württemberg stammt, blieb hart.

Für den Parteichef ist die Einladung Zetsches weniger eine Anbiederung als eine Konsequenz aus der jüngsten, spektakulären Beschlusslage seiner Partei: Ab 2030 sollen nach dem Willen der Grünen keine Autos mehr mit Verbrennungsmotoren zugelassen werden. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat das für unmöglich erklärt, und auch Zetsche dürfte auf dem Parteitag viele Argumente parat haben, warum Daimler die Vorgabe nicht umsetzen kann oder will.

Doch Özdemir, der sich bei einer Urwahl unter den Grünen-Mitgliedern für die Spitzenkandidatur 2017 bewirbt, bleibt auch an dieser Stelle auf Kurs: An dem Beschluss werde nicht gerüttelt. Die Verkehrswende könne man nur mit den Autokonzernen hinbekommen, und gerade deshalb sei die Einladung richtig. "Der notwendige Umstieg auf Elektromobilität klappt nur gemeinsam mit der Wirtschaft. Dazu suchen wir den Dialog", so Özdemir. Setzt sich der 50-jährige Sohn türkischer Eltern mit dieser Argumentationslinie durch, dürfte er noch bessere Chancen haben, sich gegen seine beiden Kontrahenten Anton Hofreiter und Robert Habeck durchzusetzen. Im Januar wird das Ergebnis bekanntgegeben. Birgit Marschall

(mar)
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