Düsseldorf CDU will Professorin als Ministerin
Düsseldorf · Die Berliner Wirtschaftsprofessorin Claudia Kemfert soll bei einem Wahlsieg der CDU in NRW Ministerin für Energie und Klimaschutz werden. Der Spitzenkandidat der CDU, Bundesumweltminister Norbert Röttgen, stellte die 43-Jährige gestern in Düsseldorf vor.
Die gebürtige Delmenhorsterin ist durch zahlreiche TV-Auftritte bundesweit bekannt geworden, berät EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und leitet seit 2004 die Energie- und Umweltabteilung beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Kemfert ist kein CDU-Mitglied. Das DIW ist für oft auch wirtschaftskritische Positionen bekannt.
Kemfert sagte, bei der Energiewende habe NRW noch einen langen Weg vor sich. In Deutschlands größtem Bundesland stammen nach ihren Angaben weniger als sechs Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien. Bei der Gewinnung von Strom aus regenerativen Energien stehe NRW nur auf Platz 13 unter den 16 Bundesländern. Darin sieht sie aber eine Chance: "In NRW sind 24 000 Beschäftigte im Bereich der erneuerbaren Energien beschäftigt. Es könnten bis zu 40 000 werden." Die Energiewende biete mehr Chancen als Risiken.
Auf die Frage, ob die CDU sich für verbilligten Industrie-Strom einsetzen wolle, sagte Röttgen bei der Vorstellung Kemferts: "Die Energiewende darf nicht zum Wettbewerbsnachteil werden. Eine Förderung an dieser Stelle ist richtig." Der Frage, ob NRW ein potenzieller Standort für ein CO2-Endlager sei, wich Röttgen aus: "Diese Frage stellt sich nicht, weil noch niemand so einen Vorschlag gemacht hat." EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) hatte vor Kurzem solche Endlager auch in Deutschland gefordert: In ihnen kann das bei der Kohleverstromung anfallende klimaschädliche Gas unterirdisch gespeichert werden.
Auch außerhalb der Wissenschaft bekannt wurde Kemfert im Sommer 2008, als sie einen Anstieg des Ölpreises auf 200 Dollar je Fass als wahrscheinlich vorhersagte. Tatsächlich sank der Ölpreis kurz danach unter 40 Dollar und hat die 200-Dollar-Marke nie erreicht. Für die Medien ist Kemfert trotzdem eine beliebte Ansprechpartnerin: Sie kann komplizierte energiewirtschaftliche Zusammenhänge sehr anschaulich erklären. Zum Beispiel in ihrem Buch "Die andere Klima-Zukunft – Innovation statt Depression", das 2008 erschienen ist.