Beck: "Politintrige des Jahrhunderts" CDU-Spitzenpolitiker sagen Stoiber volle Unterstützung zu

Frankfurt/Main (rpo). Der CSU-Vorsitzende Edmund Stoiber kann auf die volle Unterstützung der CDU-Spitzenpolitiker im Bundestagswahlkampf zählen. Nur Stunden nach dem Verzicht von Angela Merkel wurden die ersten Kampfansagen ausgesprochen. Bundeskanzler Gerhard Schröder werde sich jetzt "warm anziehen müssen", tönte zum Beispiel der hessische Ministerpräsident Roland Koch.

Koch würdigte zudem, "dass die CDU die Kraft hatte, diese Entscheidung in einer schwierigen Situation einstimmig zu treffen". Merkel als Vorsitzende und Stoiber als Kanzlerkandidat könnten sich auf die geschlossene Unterstützung der CDU verlassen. Merkel könne jetzt "unbeschädigt Parteivorsitzende der CDU bleiben".

"Hochachtung und Respekt" für die "souveräne, großartige Entscheidung" zollte Unionsfraktionschef Friedrich Merz der CDU-Vorsitzenden. Merkels Position sei damit gestärkt. Auch der schleswig-holsteinische CDU-Landesvorsitzende Johann Wadephul sprach von einer "großen Chance, die Bundestagswahl zu gewinnen". Dank und Respekt gebührten Merkel, "die Größe gezeigt hat, indem sie Edmund Stoiber vorgeschlagen hat". Die Union brauche jetzt ein Höchstmaß an Geschlossenheit.

Nach Meinung der SPD ist mit dem Rückzug Merkels aus dem Kandidatenrennen um die Kanzlerkandidatur die politische Erneuerung der CDU gescheitert. "Edmund Stoiber ist seit heute Vorsitzender der CDSU, Angela Merkel wird Abteilungsleiterin CDU", erklärte SPD-Generalsekretär Franz Müntefering. Die CDU habe es nicht geschafft, sich nach dem Rückzug ihres ehemaligen Vorsitzenden Helmut Kohl neu zu positionieren und kein neues Selbstverständnis gefunden. Stoiber sei ein "Spalter, der unserem Land nicht gut tut", sagte Müntefering.

SPD-Fraktionschef Peter Struck nannte die Absage Merkels "eine schwere Niederlage für die CDU". Was die CSU gemacht habe, nenne man in der Wirtschaft eine feindliche Übernahme, sagte der SPD-Politiker zu Beginn eines Treffens der Fraktionsvorstände von SPD und Grünen in Wörlitz. Die CDU sei "zum Anhängsel der CSU" geworden. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck sprach im Südwestrundfunk von einer "Politintrige des Jahrhunderts", der Merkel zum Opfer gefallen sei.

Schlauch spricht von Demontage

Grünen-Fraktionschef Rezzo Schlauch sagte, Merkel sei als Parteivorsitzende demontiert worden. Die Entscheidung über den Kanzlerkandidaten der Union sei kein "Glanzstück politischer Kultur" gewesen. Stoiber müsse man ernst nehmen. Er habe jedoch keinen Zweifel, dass Schröder und Außenminister Joschka Fischer die Wahl gewinnen würden. Fraktionschefin Kerstin Müller erklärte, die Entscheidung habe gezeigt, das die CDU noch nicht reif für eine Frau als Kandidatin sei.

Der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle sprach von einer klarer gewordenen Ausgangslage für die Bundestagswahl. Die SPD gehe mit den Grünen und der PDS nach links, die Unionsparteien seien mit dem bekennenden Konservativen Stoiber auf dem Weg nach rechts. Die Alternative für die Wähler der Mitte heiße deshalb FDP.

Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Michael Rogowski, begrüßte das Ende der Debatte über den Kanzlerkandidaten der Union begrüßt. Jetzt müssten die Sachthemen nach vorne gebracht und die Wirtschaftskompetenz der Union konkretisiert werden.

(RPO Archiv)
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