Düsseldorf Bundesweite Sorge vor Kunstverkauf

Düsseldorf · Kunsthistoriker kritisieren die Pläne der Landesregierung als Dammbruch.

Die immer deutlicher erkennbaren Pläne der nordrhein-westfälischen Landesregierung für einen Verkauf von Kunstwerken aus der Sammlung der landeseigenen WestLB-Nachfolgerin Portigon stoßen bundesweit auf Kritik. "Diese Pläne stellen einen besorgniserregenden Dammbruch dar", schreibt etwa der Vorstand des Verbandes Deutscher Kunsthistoriker in einem offenen Brief an Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD). Einer Online-Petition, die seit wenigen Tagen Unterschriften gegen den Verkauf weiterer Kunstwerke aus Landesbesitz sammelt, haben bereits mehr als 1000 Unterzeichner aus ganz Deutschland zugestimmt.

Die Landesregierung hält eine Inventarliste der Portigon-Sammlung unter Verschluss. Das NRW-Finanzministerium begründet die strenge Geheimhaltung ausdrücklich damit, dass ein Bekanntwerden der Liste "ertragsschädliche Effekte" bei einem möglichen Komplett- oder Teilverkauf der Sammlung hervorrufen könnte. Unsere Redaktion, der die Liste vorliegt, hatte gestern Auszüge daraus abgedruckt.

Der kulturpolitische Sprecher der CDU im Landtag, Thomas Sternberg, verlangte ein Machtwort von Regierungschefin Kraft: "Wenn sich der Finanzminister neoliberal, kulturfeindlich und ignorant äußert, müsste es eine Gegenposition in der Regierung geben. Die Ministerpräsidentin ist gefordert, in dieser Situation unmissverständlich zu erklären, dass die Kunstwerke für das Land wichtig sind", so Sternberg. FDP-Fraktionsvize Ralf Witzel forderte einen generell vorsichtigeren Umgang mit Landeskunst: "Der bekannt gewordene sorglose Umgang mit Kulturgütern oder gar die Zerstörung von Kunstwerken in öffentlichem Eigentum darf sich keinesfalls noch länger fortsetzen."

Aber auch im Regierungslager wird vor dem Verkauf von Portigon-Kunst gewarnt. Der kulturpolitische Sprecher der Grünen, Oliver Keymis, forderte, dass Portigon den Wert der Kunstsammlung bilanziell abschreibt und diese an "Landeseinrichtungen wie die Kunstsammlung NRW übergibt".

(RP)
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