Nach Afghanistan-Predigt Bundeswehrverband kritisiert Käßmann

Hannover/Berlin (RPO). Die harsche Kritik der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, am Bundeswehreinsatz in Afghanistan, sorgt weiter für Wirbel. Nun hat sich der Bundeswehrverband in die Debatte eingemischt.

Margot Käßmann: Frau voller Widersprüche
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Der Verbandsvorsitzende, Ulrich Kirsch, sagte der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" laut Vorabbericht: "Es wäre besser gewesen, wenn Käßmann vor ihrer Predigt das Gespräch mit den Soldaten über ihre schwierige Aufgabe gesucht hätte." Käßmanns Nein zum Afghanistan-Einsatz schaffe nur neue Frustrationen für deutsche Soldaten. Käßmann sei von der Position ihres Vorgängers Wolfgang Huber abgerückt. Dieser habe sich immer zu den Auslandseinsätzen der Bundeswehr bekannt.

Käßmann hatte in ihrer Neujahrspredigt mit Blick auf den Afghanistan-Einsatz kritisiert, alle Strategien hätten lange darüber hinweggetäuscht, dass Soldaten Waffen einsetzen und Zivilisten getötet werden. Nötig seien "ganz andere Formen" der Konfliktbewältigung.

Käßmann sagte der "Bild.de", sie habe nie den sofortigen Abzug der deutschen Soldaten aus Afghanistan verlangt. Die Kirche fordere aber einen erkennbaren Plan für den Abzug. "Immer mehr Militär zu schicken ist doch offensichtlich keine Lösung und bringt keinen dauerhaften Frieden", sagte Käßmann.

Die hannoversche Landesbischöfin sagte, ein Einsatz wie in Afghanistan sei nur zu rechtfertigen, wenn die zivile Komponente klar dominiere. "Der Vorrang des Zivilen aber ist doch beim Bundeswehreinsatz längst infrage gestellt. Und er wird vollends zerstört, wenn Deutschland weitere Einsatztruppen nach Afghanistan schickt", sagte sie.

Käßmann wehrte sich gegen den Vorwurf, sie lasse die deutschen Soldaten im Stich. Dies sei eine perfide Unterstellung. Seelsorger begleiteten die Soldaten in Afghanistan und auch nach ihrer Rückkehr. "Wir sprechen mit Traumatisierten und wir begraben die Toten, wenn sie nach Deutschland zurückkehren, und stehen ihren Angehörigen bei", sagte sie.

(DDP/sdr)
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