Niederlage bei Bundestagswahl Was wird jetzt aus Martin Schulz?

Berlin · Das Wahlergebnis ist für den SPD-Chef und Kanzlerkandidaten niederschmetternd. Nicht nur hat Martin Schulz das selbst ausgegebene Ziel von "30 Prozent plus x" krachend verfehlt, er hat den Hochrechnungen zufolge mit knapp 21 Prozent sogar das historisch schlechteste Ergebnis seiner Partei in demokratischen Zeiten eingefahren. Er, der im Frühjahr noch "Gottkanzler" hieß und mit 100 Prozent – ebenfalls historisch – ins Amt des Parteichefs katapultiert wurde.

Das Wahlergebnis ist für den SPD-Chef und Kanzlerkandidaten niederschmetternd. Nicht nur hat Martin Schulz das selbst ausgegebene Ziel von "30 Prozent plus x" krachend verfehlt, er hat den Hochrechnungen zufolge mit knapp 21 Prozent sogar das historisch schlechteste Ergebnis seiner Partei in demokratischen Zeiten eingefahren. Er, der im Frühjahr noch "Gottkanzler" hieß und mit 100 Prozent — ebenfalls historisch — ins Amt des Parteichefs katapultiert wurde.

Im Vorfeld der Wahl hieß es aus der Partei, in dem nun eingetretenen Fall würde es sehr eng für Schulz. Nun blieb er jedoch bei seiner Ankündigung, er werde SPD-Vorsitzender bleiben. Offen ließ er nur noch, ob er sich im Dezember beim Parteitag in Berlin auch der Wiederwahl stellen wird. Nach seinem ersten Statement im Willy-Brandt-Haus am Abend gehen Genossen nun davon aus, dass er noch einmal antreten wird. Unumstritten ist das aber nicht, auch wenn bei Schulz' Ankündigung am Wahlabend frenetischer Jubel in der Parteizentrale ausbrach. Denn immer mehr Genossen stellen sich mittlerweile die Existenzfrage. Sie blicken in andere europäische Länder und sehen, wie ihre Schwesterparteien die Parteizentrale verkaufen müssen, mit anderen Parteien fusionieren und ebenfalls immer weiter in der Wählergunst abrutschen. Viele wollen einen Neuanfang, einen echten.

Schulz, so war aus der Partei bereits vor den Hochrechnungen zu hören, als erste Zahlen der Institute durchsickerten, müsse jetzt seinen Hut nehmen. Nach einem solchen Desaster sei an ein "Weiter so" nicht zu denken. Ob diese Stimmen nun verstummen, bleibt abzuwarten. Auch wenn Schulz bleibt, verschiebt sich jetzt das Machtzentrum in der SPD aller Voraussicht nach in Richtung von Andrea Nahles. Die bisherige Arbeitsministerin und Vertreterin des linken SPD-Flügels wird wohl am Mittwoch zur Fraktionschefin gewählt. Düster sieht es für Sigmar Gabriel und den bisherigen Fraktionschef Thomas Oppermann sowie Generalsekretär Hubertus Heil aus. Sie stehen mehr als andere für die große Koalition und einen Niedergang der SPD.

(jd)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort