Berlin Bundestag gedenkt Opfer der Belagerung von Leningrad

Berlin · In der Holocaust-Gedenkstunde des Bundestags hat der russische Schriftsteller Daniil Alexandrowitsch Granin über das Sterben und Überleben in Leningrad im Zweiten Weltkrieg berichtet. "Der Tod war jemand, der schweigend seine Arbeit tat in diesem Krieg", sagte der 95-jährige Schriftsteller gestern – genau 70 Jahre nach dem Ende der Belagerung der Stadt.

Sie brachte nach Schätzungen bis zu einer Million Menschen in Leningrad, dem heutigen Sankt Petersburg, den Tod. Die deutschen Truppen hatten die russische Stadt vom 8. September 1941 bis zum 27. Januar 1944 eingekesselt und ihre Bevölkerung in großen Teilen verhungern lassen. Granin haben die Geschichten von Menschen, die in den Tagen der Belagerung an Hunger und Krankheit starben, nie mehr losgelassen. Mit einem Freund verfasste er das "Blockadebuch", in dem er Erinnerungen von Zeitzeugen dokumentiert hat. In Berlin berichtete Granin von den Leichen auf den Straßen und dem Versuch, sie wegzutransportieren, von der starken Rationierung des letzten Brots und der verzweifelten Suche nach Wasser und Holz als Brennstoff.

Bundesratspräsident Norbert Lammert zog eine Verbindung zwischen dem Sterben in Leningrad und dem Sterben in den Konzentrationslagern. "Beides wurzelte in der menschenverachtenden nationalsozialistischen Rassenideologie", sagte Lammert. An der Gedenkstunde nahmen auch Bundespräsident Joachim Gauck, Kanzlerin Angela Merkel und Bundesratspräsident Stephan Weil teil.

(RP)
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