Bundesbank-Drama

Das Drama um den Bundesbank-Präsidenten kennt nur Verlierer. Axel Weber und Kanzlerin Merkel schafften es auch nach zwei Tagen öffentlichem Verwirrspiel nicht, etwas zu den Gründen für Webers Rücktritt, zu seiner Zukunft und vor allem zur Zukunft der Bundesbank zu sagen. Nun sind beide beschädigt. Weber erscheint als ein eitler Präsident, der offenbar lieber selbst viel Geld verdienen, als das Geld der Deutschen beschützen will. Der seinem wichtigen Amt beleidigt den Rücken kehrt, nachdem die Kanzlerin seine Beförderung zum Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht mehr unterstützt.

Die Kanzlerin ist beschädigt, weil sie ihrem Euro-Schach einen Spitzen-Mann geopfert hat. Axel Weber wäre der beste Mann für die EZB-Spitze gewesen, der als Hardliner der Geldpolitik wie kaum ein anderer die Stabilität des Euro verteidigt hätte. Doch nachdem die Kanzlerin mit ihren Plänen, Euro-Sünder schärfer zu bestrafen, in der EU gescheitert ist, will sie dort wenigstens eine Wirtschaftsregierung durchsetzen. Im Gegenzug ist sie offenbar bereit, Weber als EZB-Kandidaten zu opfern. Die Autorität der Bundesbank, der die Deutschen vertrauen wie keiner anderen Institution, ist nachhaltig erschüttert.

Bericht: Bundesbankchef . . ., Titelseite

(RP)
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