Schulen, Krankenhäuser oder Straßen Deutschland übernimmt Führungsrolle beim Wiederaufbau der Ukraine

Berlin · Die Weltbank veranschlagt die Kosten für den ukrainischen Wiederaufbau auf 411 Milliarden Dollar. Die Bundesregierung hat nun eine Plattform an den Start gebracht, mit der die Hilfen für das Land besser koordiniert werden sollen.

 Entwicklungsministerin Svenja Schulze will schon jetzt Vorbereitungen für den Wiederaufbau in der Ukraine vorantreiben.

Entwicklungsministerin Svenja Schulze will schon jetzt Vorbereitungen für den Wiederaufbau in der Ukraine vorantreiben.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Während die Kämpfe in der Ostukraine unvermindert weitergehen, will die Bundesregierung den Wiederaufbau des von Russland angegriffenen Landes vorantreiben. Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) stellte am Montag in Berlin eine Plattform vor, mit der die Hilfeleistungen besser koordiniert werden sollen. „Der Wiederaufbau der Ukraine beginnt bereits jetzt, auch wenn leider noch kein Ende des Kriegs in Sicht ist. Diese langfristige Perspektive und frühzeitige Planung ist wichtig für die Widerstandskraft der ukrainischen Gesellschaft im Hier und Jetzt“, sagte Schulze.

Das Forum soll eine Anlaufstelle für all jene sein, die sich beim Wiederaufbau einbringen wollen. Deutsche oder aus der Ukraine geflüchtete Techniker, Ärzte, Lehrer, Unternehmer oder Sozialarbeiter sollen so zusammenfinden. Auf der Plattform könnten Fachkonferenzen, Dialogforen oder Workshops organisiert werden. Auch die Wirtschaft soll mit einbezogen werden. „Der Wiederaufbau beginnt nicht erst, wenn wir den Krieg gewonnen haben. Der Wiederaufbau beginnt jetzt“, sagte der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev. Ein weiterer Bestandteil der Plattform ist die Website ukraine-wiederaufbauen.de, die über Angebote und Fördermöglichkeiten der Bundesregierung informiert. Ähnliche Projekte gibt es bereits auf Ebene der G7-Staaten, dem Gremium der größten westlichen Industriestaaten.

Die Plattform soll auch die erste Anlaufstelle für Kommunen werden. Und die Verbindungen der Städte und Gemeinden sind zuletzt deutlich enger geworden: Es gibt 135 kommunale Partnerschaften mit der Ukraine, fast doppelt so viele wie Anfang 2022. Die Zusammenarbeit wirkt: So fanden bereits medizinische Produkte, Löschfahrzeuge, Generatoren oder Koch- und Heizgeräte den Weg nach Osteuropa. Weitere acht Partnerschaften zwischen Wasserwerken arbeiten daran, dass die Versorgung auch in Kriegszeiten funktioniert. Zudem bestehen zahlreiche Klinikpartnerschaften.

An Unterstützern würde es hierzulande nicht mangeln. „In Deutschland erleben wir eine große Bereitschaft, sich für den Wiederaufbau der Ukraine zu engagieren“, sagte Schulze. Die gesamte Gesellschaft sei gefragt. Allerdings müsse man deutlich machen, auf welchem Weg sich Menschen engagieren können. „Oft mangelt es daran, dass man nicht weiß, an wen man sich mit seiner guten Idee wenden kann“, sagte Schulze. Allerdings wird der Wiederaufbau ein Mammutprojekt: Die Weltbank geht von Kosten in Höhe von 411 Milliarden Dollar aus. Brücken, Straßen und Krankenhäuser müssen wiederhergestellt werden. Weil der Krieg noch andauere, Russland das Land immer weiter bombardiere und keine Anzeichen auf ein Einlenken zeige, könne man den Bedarf derzeit jedoch nicht abschätzen, so Schulze.

Neben der Hilfe sei es wichtig, dass auch mehr ukrainische Waren gekauft würden, so der Botschafter. Er sei im Gespräch mit Einzelhandelsketten und Kaufhäusern, damit es künftig mehr ukrainische Produkte in Geschäften gibt. „Ich kann mir gut vorstellen, dass neben einer italienischen oder asiatischen Ecke ein ukrainisches Regal im Supermarkt steht“, sagte Makeiev. Kunden sollten etwa Öl, Säfte oder Süßigkeiten aus der Ukraine kaufen. Mit Blick auf Gelder sei auch der Kampf gegen Korruption von zentraler Bedeutung. „In den vergangenen Jahren haben wir eine effiziente Korruptionsbekämpfung aufgebaut“, sagte Makeiev. Weil mittlerweile fast jeder Ukrainer selbst spende, gebe es eine Null-Toleranz-Strategie gegenüber Korruption, so Makeiev.

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