Mit Verlaub! Bürger, geht auf die Straßen

Licht und Schatten im Land. Für Schatten sorgt der Staat mit seiner Steuergier.

Bald beginnt die große Reise-Zeit. Viele bleiben davon auch in diesem Jahr ausgeschlossen, weil es, wie man sagt, bei ihnen "hinten und vorne nicht reicht", weil die Story von der Wohlstandsrepublik Deutschland so pauschal formuliert eine Lügengeschichte ist. Aber die Bilder kilometerlanger Schnüre von Pkw auf den Autobahnen werden wie in jedem Sommer auch davon erzählen, wie gut es um die Mehrheit der Menschen im Land bestellt ist. Und auch das ist gewiss: Die meisten derjenigen, die ihre "schönste Zeit des Jahres" für wenige Wochen außerhalb Deutschlands verbringen, werden nach Rückkehr Bilanz ziehen und denken: Schön war's, aber in der Fremde merkt man erst, wie gut wir es in Deutschland haben.

Immer mehr der prinzipiell Zufriedenen denken wohl auch dies: Wenn bloß der einerseits steuergierige und andererseits pflichtvergessene, sich lächerlich machende Staat nicht wäre - Polizeibeamte werden von frechen Rechtsbrechern genötigt, als sei das ein Volkssport; Abschiebungen illegal hier Lebender sind eine Rarität wie nicht tätowierte Fußballprofis, eine Kanzlerin im vierzehnten Regierungsjahr quält sich von Chefsache zu Chefsache, wobei die Chefin selten zur Sache kommt.

Sie versprach zwar, wie der "Focus" schrieb, in jedem ihrer Wahlkämpfe Entlastungen bei Steuern und Abgaben; jedoch "entscheidend ist, was hinten rauskommt", meinte einst einer ihrer großen Amtsvorgänger. Industrie- und Handelskammertag, CDU-Wirtschaftsrat, Internationaler Währungsfonds, Steuerzahlerbund - alle fordern die Regierung Merkel/Scholz zur Steuersenkung auf. Es tut sich nichts oder so wenig, dass es eine Beleidigung der Steuerpflichtigen ist. Es müsste ein Ruck durchs Spitzensteuerland gehen. Warum gehen die Bürger nicht auf die Straße? Es müssen ja nicht die Barrikaden sein.

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(RP)
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