Brüssel/Paris Terroristen-Jagd in Brüssel

Brüssel/Paris · Angst vor Attentaten und anti-islamistische Polizeiaktionen bestimmen das Leben in Belgiens Hauptstadt. Der Nationale Sicherheitsrat verlängerte die höchste Terrorwarnstufe um eine Woche.

November 2015: Anti-Terror-Einsatz: Polizei riegelt Zentrum von Brüssel ab
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Foto: dpa, h0 bjw

Während das öffentliche Leben in der Hauptstadt Brüssel auch gestern unter dem Druck drohender Anschläge spürbar gelähmt war, intensivierte Belgiens Polizei die Fahndung nach Verdächtigen. Die Suche nach dem Franzosen Salah Abdeslam (26), dem Bruder eines der Selbstmord-attentäter von Paris, blieb ohne Erfolg. Der Hauptverdächtige Abdeslam soll an den Anschlägen in Paris am 13. November mit 129 Toten beteiligt gewesen sein.

Die Polizei fasste allerdings einen vierten Terrorverdächtigen, der bei den Anschlägen von Paris eine Rolle gespielt haben soll. Gegen den Mann wurde Haftbefehl erlassen. Ihm werde vorgeworfen, einer Terrorgruppe anzugehören und an einem terroristischen Akt beteiligt gewesen zu sein, teilte die Staatsanwaltschaft mit. 15 weitere am Wochenende Festgenommene kamen wieder auf freien Fuß. Von den gestern inhaftierten fünf Personen wurden nach Verhören zwei wieder freigelassen.

Belgien hat die höchste Terrorwarnstufe für Brüssel bis kommenden Montag verlängert. Allerdings sollen Schulen und die U-Bahn morgen wieder öffnen. Das erklärte Premierminister Charles Michel nach einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates. Die Warnstufe vier als höchster Wert gilt seit Samstagmorgen, weil die Behörden einen islamistischen Terroranschlag wie in Paris befürchten.

Somit blieb gestern den dritten Tag in Folge die U-Bahn in Brüssel komplett geschlossen, es fuhren nur Busse und Straßenbahnen. Zu Beginn der Arbeitswoche waren Schulen, Universitäten, Schwimmbäder und Kinderkrippen geschlossen. Viele Einkaufszentren, große Geschäfte, Supermärkte, Banken und große Versicherungen blieben ebenfalls zu. Märkte und Sportereignisse waren abgesagt. Viele Unternehmen empfahlen ihren Mitarbeitern, von zu Hause aus zu arbeiten. Die Brüsseler EU-Institutionen waren geöffnet, allerdings galten verschärfte Sicherheitsvorkehrungen und Personenkontrollen.

Die französische Polizei hat gestern Nachmittag in Montrouge südlich von Paris eine Sprengstoffweste sichergestellt, die jenem Modell stark ähnelt, das die Selbstmordattentäter am 13. November in Paris verwendet hatten. Die Weste wurde in einem Mülleimer vor einem Studentenwohnheim gefunden. Die Polizei riegelte das gesamte Stadtviertel ab. Es wurde vermutet, dass der Sprengsatz von Salah Abdesalam dort abgelegt wurde.

Einen mehrstündigen Polizeieinsatz gab es in Gangelt an der niederländischen Grenze, als eine Person die Sicherheitsbehörden darüber informierte, dass sich mehrere Personen arabischer Abstammung in der dortigen Asylbewerberunterkunft aufhielten. Später gab die Polizei Terror-Entwarnung, nahm aber einen 28-jährigen Mann aus Tunesien fest, gegen den ein Haftbefehl zur Abschiebung vorliegt. Ein zweiter Mann wurde zur Klärung der Identität auf die Wache gebracht, später aber wieder entlassen.

Die französischen Streitkräfte flogen derweil im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) erstmals Lufteinsätze vom Flugzeugträger "Charles de Gaulle" aus, berichtete die Nachrichtenagentur AFP. Das Schiff war nach den Anschlägen ins östliche Mittelmeer verlegt worden, um von dort aus den Kampf gegen den IS zu unterstützen.

Der britische Premierminister David Cameron will die Ausgaben für das Militär massiv erhöhen. Innerhalb der nächsten zehn Jahre sollen zusätzlich zwölf Milliarden Pfund (17 Milliarden Euro) für neue Ausrüstung der Streitkräfte ausgegeben werden.

(RP)
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