Bruder Guttenbergs Büttenrede Millionen sahen gestern im Fernsehen, wie Philipp zu Guttenberg (37) für seinen Bruder Karl-Theodo

"Sehr geehrter Herr Präsident,

liebe Jecken,

sehr geehrter Dr. Rüttgers,

herzlichen Dank für Ihre wohl gewählten Worte. Ich wäre gerührt. Doch es geht ja nicht um mich. Ich bin lediglich das Plagiat!

Der "Ich bin der – ich bin da" ist heute nicht da. Mein großer Bruder und jüngster Ordensträger!

Der Bundesverteidigungsminister!

Er nimmt es ernst, sonst wär er hier

mit glattem Haar und Ordenszier;

Doch unsre Jungs im fernen Lande

empfänden es dann doch als Schande,

wenn Witze vom Minister-Jeck untergraben den Respekt.

Hätten Sie Ihre prachtvolle Prunksitzung nicht nach Kundus oder Kabul verlegen können?

Kundus: Dann wäre er vielleicht gekommen

Hätt' wohl den Orden angenommen,

vorausgesetzt die Frau kommt mit!

Die Stephie! Nein, es reicht nicht – ferner

folgt tief betroffen Schritt auf Tritt

Johannes Baptist "Lieb' mich" Kerner.

Deutschlands beliebtester – Hochglanzpolitiker! Und redet er noch so gewählt, das krause Haar bleibt stets gegelt.

So ist er, der Ferngebliebene: Besteht Gefahr, nicht so zu glänzen, wie er es doch gewöhnlich kann, tendiert er wortreich schnell zum Schwänzen, sucht Sündenböcke, einen Mann, den er geflissentlich bedroht, der Adel tut nur so – verroht sind seine Sitten. Abserviert wird jeder – auch der kleine Bruder – vorübergehend suspendiert.

Gerät nun alles aus dem Ruder? Nein, nein, es ist zu meinem Schutz! Was ist da schon ein bisschen Schmutz auf meiner und nicht seiner Weste, der blütenweißen Teflonhaut, auf die ein Teil der hohen Gäste verständnislos und lauernd schaut. Da lohnt ein Blick in aller Schnelle Auf Röttgen, Kraft und Westerwelle, die mit verknittertem Gesicht sich lediglich darüber freuen, dass heut' das Aach'ner Rampenlicht Baronin und Barönchen scheuen.

Deutschlands beliebteste – Teflonhaut! Und wenn sie uns auch heute fehlt, das krause Haar bleibt stets gegelt. Wer wär's gewesen, welcher Schatz, der für ihn einspringt als Ersatz? Die Kanzlerin? Denn ihr Humor

kommt tief im Keller auch mal vor?

Bei Ursula, der von der Leyen,

da würden Sie vor Lachen schreien!

Und Schäuble, Brüderle und Niebel

sind witzig wie ein morscher Giebel.

Wir suchten wochenlang vergeblich. Annähernd jeder war unmöglich, da kaum ein Knappe Charme besitzt. An Weihnachten – ein Geistesblitz! Als wir mit uns'rer Rührung rangen und vor dem Baum recht schmalzig sangen: Leise rieselt der Schnee, still und starr liegt der See – hofer. Die Lösung – man kann's kaum bestreiten: das größte Irrlicht aller Zeiten! Denn Horst, der Vater aller Bayern, lässt sich am liebsten selber feiern. Er brüstet sich oft unumwunden: "Ja, den KT – hab' ich erfunden." Wenn er es sagt, dann wird's wohl stimmen – doch Traum und Wirklichkeit verschwimmen! Horst S. als unterwürf'ger Knappe: Das wär 'ne riesengroße Schlappe! – nur ein Gedanke ginge weiter: salutieren! General KT und Horst Gefreiter. Die CSU? Sie würde lachen und Söder zum Diktator machen... Und Deutschlands beliebtester – Söderanbeter? In aussichtsloser Lage zählt: Das krause Haar bleibt stets gegelt. Kurz: Die Knappensuche war frustrierend und die Erkenntnis enervierend, dass hier in den Regierungsspitzen doch eher trübe Tassen sitzen. Statt Seehofer vielleicht mein Vater? Auch er kein Franziskanerpater. Doch biologisch der Erfinder seiner beiden Rabenkinder. Er würd' zwar artig sich benehmen, den Orden aber für sich nehmen. Drum sind nach etwa tausend Jahren die Guttenbergs noch immer hier, da sie vornehmlich dahin fahren wo's Gold'nes gibt, das steht dafür! Unausgesprochen bleibt der Pakt: Alles, was glänzt, wird eingesackt! Wer ist's, der noch in Frage kommt? Die Stephie, die war mir zu blond. Die kann's – in Kundus und beim Kindsmissbrauch Im Tross, da wäre aber auch ein dubioser Fernsehsender ihr schwarzer Tag im Scherzkalender! Also erwischte es ausgerechnet mich. Das Plagiat! Da draust vom Wald, da komm ich her, vom Wald und nicht der Bundeswehr ist auch 'ne Waffe, und ein Schatz für Klima, Lurch und Arbeitsplatz. Und wie ich so strolcht' durch finsteren Tann, rief er mich mit forscher Stimme an: "Knappe Bruder", rief er, "alter Gesell, Hebe die Beine und spute dich schnell! Eile nach Aachen, auf allen Vieren, um dich bestenfalls zu blamieren." Ich wollt' mich wehren, doch er hielt Wort, wenn er es sagt, dann muss ich fort. Sie haben's vermutet, der Zeitung entnommen: Die Stunde der Abrechnung ist hiermit ... nicht gekommen! Warum? Du Feigling, du hast es gesagt! Was kann ich machen, wenn sie's nicht gab? Frauen, Drogen, Partyschoten – Nichts gab's bei ihm – das war verboten. Deutschlands beliebtester – Langweiler! Und hätt' das Leben ihn gequält, das krause Haar wär' stets gegelt. Aber Rocker ist er doch, AC/DC-Fan, nicht wahr? Ja, und abends nach 'nem Bier sitzt er glücklich am Klavier. Da lieben ihn die Frauen, mir persönlich kommt das Grauen, denn er spielt seit Jahren schon unbegabt und monoton. Deutschlands beliebtester – Frauenversteher! Wenn er so klimpert, tief beseelt, das krause Haar ist stets gegelt. Beim Bund, da waren wir nun froh, als endlich er dem Haus entfloh. In Mittenwald auf höchsten Bergen sollt' er die Eitelkeit verbergen. Doch war's der Erste, der sie trug, die Bügelfalt' im Tarnanzug. O Gloria, hör' her und lern: Der Oberfranke kraxelt gern. Arm ist er dran und ganz frustriert, bei ihm sei alles inszeniert. Ihr habt ja alle keinen Schimmer: Selbst übers Wasser darf er nimmer! Er ist am Volk wie Müntefering, hält Bismarck für 'nen alten Hering. Dabei vergisst der arme Pfau: S'war doch der Urahn seiner Frau! Deutschlands beliebtester – Tiefstapler! Auch wenn Bescheidenheit oft fehlt, das krause Haar bleibt stets gegelt. Mit Eitelkeit umschrieben Ist völlig untertrieben: Er selbst behauptet – o Finesse! –Nur plaudern wollen mit der Presse. Das klingt dann meist so: "Spiegel, Spiegel in der Hand, wer ist der schönste Minister im Land?" "Ach, niemand kommt mir schöner vor, als du, mein lieber Karl-Theodor –Maria Nikolaus Johann Jakob Philipp Franz Joseph Sylvester. Verdammt, hast du denn keine Schwester, die einfach schlicht nur Gabi heißt? Manchmal klingt es auch so: "Spiegel, Spiegel in der Hand, wer ist der schönste Minister im Land?" "Ach, niemand kommt mir schöner vor als du, mein lieber Karl-Theodor. Denn ach, fürwahr, der Boulevard liebt den geschleckten Superstar!" "Frau im Spiegel", "Bunte", "Stern", sie haben Dich unendlich gern. Ich konnt's nicht fassen und riet ihm mild: "Besser ein Bild von einem Mann als der Mann der ,Bild'." Nun gibt's auch Leut', nicht drei, nicht zehn, Die ihn als nächsten Kanzler sehn Vom Bruder kommt die Warnung: Ihr habt doch alle keine Ahnung! Stellen Sie sich vor, da steht er dann. Der Kanzler. Der gestylte Dalai Deutschland, der unablässig schwadronierende Superbaron. Ken-Theodor und Stephie Puppenberg in jedem Kinderzimmer. Trittin und Gysi müssten lebenslang ins Sauerstoffzelt. S'gibt auch Leut', nicht drei, nicht zehn, Die wollten ihn noch nie gern sehn. Die Doktorarbeit wär verlogen, hört man's links von mir laut toben. Deutschlands beliebtester – Fußabstreifer! Und wird er noch so sehr gequält, das krause Haar bleibt stets gegelt! Symbol und Zeichen braucht der Mann, Der vieles weiß und manches kann. Der aber niemals ist gefeit Vor Missgunst, Bosheit und viel Neid. Von links, von rechts, da schießen kalt Die Tapf'ren aus dem Hinterhalt. Sind oft aus seinem schwarzen Nest, die Wenigsten in Treue fest. So fecht' ich doch – an seiner Seit' mit euch, ihr lieben Öcher Leut. Ihr wisst es, dass mein großer Bruder kein Schlechter ist und auch kein Guter. Er ist wie alle hier im Saal ein netter Kerl und stinknormal. Er kämpft, sei es uns lang beschieden, für Freiheit, Wohlstand und für Frieden. So, hoff' ich, hält der arme Tropf noch lang hin – den gegelten Kopf! Und wenn er mich mal wieder quält, sein krauses Haar wird nicht gegelt! Ich danke Ihnen im Namen meines Bruders für diese hohe Ehre und Auszeichnung! Jetzt liegt's an mir, ob ihn das dekorative Stück auch wirklich erreicht. Morgen früh – Versand mit der Feldpost.

Danke Aachen, Alaaf – I love you!"

Der Wortlaut basiert auf dem vorab verteilten Redemanuskript.

(RP)
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