Dresden/Bonn Breiter Widerstand gegen "Pegida"-Kundgebungen

Dresden/Bonn · Das Dresdner "Pegida"-Bündnis hat gestern Abend erneut gegen eine vermeintliche Überfremdung Deutschlands demonstriert. Die Veranstalter hatten zum "gemeinsamen Weihnachtsliedersingen" vor der Semperoper im Zentrum der Stadt eingeladen. Die Polizei ging von rund 17 500 Teilnehmern aus. Gleichzeitig demonstrierten etwa 4500 Menschen auf dem nahe gelegenen Schlossplatz gegen "Pegida".

Die Abkürzung steht für "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes". Experten rechnen diese Bewegung dem rechtsextremen Spektrum zu.

Der Widerstand gegen die Initiative wächst: 12 000 Menschen haben gestern in München gegen "Pegida" protestiert, 2500 Menschen in Bonn. Sie wandten sich gegen eine Kundgebung der "Bogida"-Bewegung mit 200 Teilnehmern. Diese Gruppe "Bonn gegen die Islamisierung des Abendlandes" sieht sich als Ableger von "Pegida".

Aufgerufen zu der Gegenkundgebung hatte das Bündnis "Bonn stellt sich quer". In dem Bündnis sind unter anderem Vertreter der Stadt, Kirchen, Gewerkschaften und Mitglieder der Kulturszene vertreten.

"Spiegel Online" berichtete, dass Melanie Dittmer, die Initiatorin der Bonner "Bogida"-Proteste, eine bewegte Neonazi-Vergangenheit habe. So soll die 36-Jährige, heute bei "Pro NRW" aktiv, unter anderem dem nordrhein-westfälischen Landesvorstand den rechtsextremen "Junge Nationaldemokraten" angehört haben, der Jugendorganisation der NPD. "Für mich ist es völlig unerheblich, ob es den Holocaust gegeben hat", wird sie zitiert.

Angesichts der anhaltenden islamfeindlichen Proteste hat der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) einen "Aufstand der Anständigen" gefordert. Politiker und Religionsvertreter sprachen sich für ein musikalisches Zeichen der Verständigung in christlichen und islamischen Festtagsgottesdiensten aus: "Es wäre ein tolles Zeichen des friedlichen Zusammenlebens der Religionen, wenn in der Kirche ein islamisches Lied gesungen würde und in der Moschee ein Weihnachtslied", sagte der Grünen-Politiker Omid Nouripour der "Bild"-Zeitung. Die Kirchen lehnten den Vorschlag ab. Die Syrisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland sprach von "plumpem Symbolismus". Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach sagte: "Weihnachten ist kein Hochamt für Multikulti, sondern ein christliches Fest." Der "Bild" zufolge schlug der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, als Lied für die Gottesdienste "Tala'a al badru alayna" ("Heller Mondschein leuchtet") vor: "Das wäre ein wunderbares Zeichen des Friedens und der Anteilnahme."

(RP)
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