Boston Boston-Attentat schockiert die Welt — der Terror ist zurück in den USA

Boston · Drei Tote und 176 Verletzte sind zu beklagen. US-Präsident Barack Obama spricht von einem feigen Anschlag. Sorge um Marathonläufe in Düsseldorf und Hamburg.

 Ein Fahrzeug des Spezialeinsatzkommandos "Swat" der Polizei bringt Einsatzkräfte an den Ort der Bombenanschläge beim Marathon in der amerikanischen Metropole Boston.

Ein Fahrzeug des Spezialeinsatzkommandos "Swat" der Polizei bringt Einsatzkräfte an den Ort der Bombenanschläge beim Marathon in der amerikanischen Metropole Boston.

Foto: Reuters

Nach dem verheerenden Bombenanschlag in der US-Metropole Boston suchen die amerikanischen Sicherheitskräfte nach den Tätern. Dabei wird in mehrere Richtungen ermittelt — rechtsradikale Gruppen, islamistische Zirkel oder auch Einzeltäter. Die Ermittler gehen nach eigenen Worten "einem Berg von Hinweisen" nach. Nach unbestätigten Berichten wurde unter anderem nach einem Mann gesucht, der mit zwei Rucksäcken am Tatort gesehen worden sein soll. Nach Informationen mehrerer Medien steckten die Bomben in Dampfkochtöpfen, die wiederum in Rucksäcken verstaut gewesen seien. In den Behältern sollen Nägel, Teile von Kugellagern und weitere Metallstücke gesteckt haben. Die Explosionen wurden wohl durch Zeitzünder ausgelöst.

US-Präsident Barack Obama sprach gestern erstmals offiziell von einem Terrorakt. Bei der Detonation von zwei Sprengsätzen während des Boston-Marathons waren am Montag drei Menschen getötet und 176 verletzt worden. Das Attentat in Boston war der erste tödliche Anschlag in den Vereinigten Staaten seit dem 11. September 2001. Unter den Todesopfern ist ein achtjähriger Junge, dessen Mutter und sechsjährige Schwester schwer verletzt wurden. Am Abend wurde eine 29 Jahre alte Frau als zweite Tote identifiziert. Insgesamt 17 Verletzte waren gestern noch in kritischem Zustand. Deutsche kamen nach Angaben des Auswärtigen Amtes nicht zu Schaden.

US-Präsident Obama sprach von einem "gemeinen und feigen Akt" am Patriots' Day, einem Feiertag im Bundesstaat Massachusetts, der an Schlachten im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg erinnert. Obama räumte ein, dass es etwas dauern werde, bis klar sei, auf wessen Konto das Verbrechen gehe. "Aber wir werden es herausfinden", sagte der Präsident. Das amerikanische Volk lasse sich nicht terrorisieren. Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich von den Anschlägen tief betroffen und sprach den Opfern ihr Mitgefühl aus. "Nichts rechtfertigt einen so heimtückischen Angriff auf Menschen, die sich zu einer friedlichen Sportveranstaltung zusammengefunden hatten", erklärte sie.

Rick Deslauriers, der für die Bundespolizei FBI die Ermittlungen leitet, berichtete von "sehr aktiven" Ermittlungen und betonte zugleich, dass es keine weiteren Bedrohungen gebe. Ermittlungsdetails nannte er allerdings nicht. In TV-Sendern äußerten Experten die Vermutung, dass es sich wohl nicht um eine internationale Terroraktion gehandelt habe. So sei der Angriff augenscheinlich zwar sorgfältig geplant worden, aber die Sprengsätze seien nicht sehr ausgeklügelt gewesen. Sonst hätte es weitaus mehr Todesopfer gegeben.

Der Anschlag in Boston hat auch eine Diskussion über die Sicherheitslage bei sportlichen und anderen Großveranstaltungen in Deutschland und Europa ausgelöst. "Es ist sicherlich sinnvoll, die Sicherheitskonzepte von großen öffentlichen Sportveranstaltungen zu überprüfen", sagte der stellvertretende Unionsfraktionsvorsitzende Günter Krings. "Wir lassen uns von solchen Attentätern nicht unseren Lebensstil wegbomben", unterstrich der CDU-Innenexperte.

Am übernächsten Sonntag findet in Düsseldorf ein Marathonlauf statt. Gestern Morgen gab es erste Besprechungen über die Sicherheitslage. Die Organisatoren erklärten allerdings, man halte das Sicherheitskonzept für ausreichend und den Lauf für sicher. Dennoch gehen Beobachter davon aus, dass man — wie beim London- und Hamburg-Marathon am kommenden Sonntag — nochmals das Konzept unter die Lupe nimmt, um mögliche Schwachstellen zu beseitigen.

Der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbunds, Michael Vesper, rechnet nicht mit Absagen bei den geplanten Veranstaltungen. Das "zynische Kalkül von Terroristen", die darauf bauten, dürfe nicht aufgehen, sagte Vesper.

Leitartikel Seite A 2

Sonderseiten A 2 und A 3

(bei/ho-/kes/may-)
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