Bonn/Berlin Bonner Bombenfund löst größte Terrorfahndung seit der RAF aus

Bonn/Berlin · Die Ermittler haben zwei Verdächtige festgenommen. Eine Spur führt in die Salafisten-Szene.

Nach dem Bombenfund am Bonner Hauptbahnhof hat die Polizei gestern zwei Männer in der Nähe der Bonner Innenstadt festgenommen. Bei einem der Verdächtigen soll es sich um einen gebürtigen Somalier handeln, der den Sicherheitsbehörden als militanter Islamist aus der radikalen salafistischen Szene im Rheinland bekannt sei. Das Kölner Polizeipräsidium, das die Ermittlungen führt, wollte sich aus ermittlungstaktischen Gründen nicht zu der Festnahme und weiteren Hintergründen äußern. Sicherheitskreise in Berlin und die Deutsche Polizeigewerkschaft bestätigten die beiden Festsetzungen jedoch. "Es ist aber keinesfalls sicher, ob die beiden Männer auch tatsächlich was mit der Bombe zu tun haben", sagte ein Ministeriumssprecher. "Wir müssen die Vernehmungen abwarten."

Die Bombe war Montagmittag in einer blauen Reisetasche im Wartesaal des Bonner Hauptbahnhofes von Reisenden entdeckt worden. Experten des Landeskriminalamtes hatten den Sprengsatz noch an Ort und Stelle mit Spezialwerkzeugen und einer Wasserkanone entschärft und in Hunderte Einzelteile zerlegt. Die Tasche enthielt Metallbehälter, die mit einem Pulver gefüllt waren. Aus Polizeikreisen war zu hören, dass es sich bei dem Material um chemische Substanzen gehandelt haben soll, die zündfähig gewesen seien. Die kriminaltechnischen Untersuchungen waren allerdings gestern noch nicht abgeschlossen.

Die örtlichen und Landesbehörden wurden nach Informationen unserer Zeitung umgehend vom Bundeskriminalamt (BKA) und vom Bundesamt für Verfassungsschutz über deren Erkenntnisse im Umfeld der lokalen und überregionalen Islamistenszene in Kenntnis gesetzt. Je nach Ergebnis der technischen Untersuchungen und der Verhöre mit den Festgenommenen hielten sich der Generalbundesanwalt und BKA bereit, die weiteren Ermittlungen zu übernehmen.

"Wenn sich der Verdacht gegen Islamisten erhärten sollte", wäre das ein Fall für die Bundesanwaltschaft und das BKA", sagte Unions-Innenexperte Günter Krings. Es zeige sich, dass "die akuteste Bedrohung für unser Land von gewaltbereiten Salafisten ausgeht", stellte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende fest. Gleichzeitig meldete er Zweifel an der NRW-Sicherheitsstrategie an: "Ich frage mich, ob nach den Zwischenfällen im Frühjahr in Bonn die Polizei in NRW den Fahndungsdruck auf die Salafisten-Szene ausreichend erhöht hat."

Arnold Plickert, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, sagte, dass Bonn gezielt als Anschlagsort ausgewählt worden sei. "Die Bombe ist als Reaktion auf die Festnahmen eines Salafisten zu werten, der bei einer Demo in Bonn im Frühjahr zwei Polizisten mit Messern schwer verletzte." Der Gewerkschaftler warnte vor weiteren Anschlägen in NRW. Nicht alle Orte könnten geschützt werden.

(may-)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort