Bolivien wirft Coca-Cola aus dem Land

La Paz Bolivien macht ernst: Die sozialistische Regierung um Staatspräsident Evo Morales wird dem US-amerikanischen Getränkekonzern Coca-Cola die Lizenz entziehen. Ab dem 21. Dezember müssen die Bolivianer auf den Genuss des wohl berühmtesten Kaltgetränks der Welt verzichten. Das südamerikanische Land wird zur "Coca-Cola- freien Zone".

Dass die Entscheidung ein Politikum ist, wird schon an einer Tatsache deutlich: Nicht das Wirtschaftsministerium oder etwa das Gesundheitsministerium verkündete die Entscheidung, sondern Außenminister David Choquehuanca ließ seine Landsleute wissen, dass Coca-Cola bis zum 21. Dezember das Land verlassen müsse.

Als er dies am Rande der Feiern zur Einweihung des nach dem Bilderhauer Tito Yupanqui (1550 – 1616) benannten Flughafens in Copacabana verkündete, stutzten die Zuhörer zunächst ein wenig, dann aber brach Jubel aus, während Choquehuanca erklärte: "Es wird das Ende des Kapitalismus und des Egoismus sein und der Beginn einer gemeinschaftlichen Kultur."

Bolivien und der US-Lifestyle – das ist seit Amtsantritt des ersten gewählten Präsidenten indigener Herkunft eine ganz besondere Beziehung. Evo Morales macht keinen Hehl daraus, dass er das kapitalistische System der USA verabscheut. Wo es nur möglich ist, setzt Morales auf Verstaatlichungen und Lizenzentzüge, um nach seiner Lesart die bolivianische Position zu stärken und fremde "ausbeuterische" Unternehmen aus dem Land zu jagen.

"Wir brauchen keine Besitzer, wir brauchen Partner", pflegt Morales seine Politik zu rechtfertigen. Der Fall Coca-Cola hat aber noch besondere Zutaten. Die Bolivianer vermuten, dass in der geheimen Rezeptur des Dickmachers Extrakte der Koka-Pflanze enthalten sind. Coca-Cola bestreitet das zwar, doch solange der Getränke-Gigant aus Atlanta sich weigert, die Rezeptur seines Erfolgsproduktes zu veröffentlichen, steht nun einmal Aussage gegen Aussage.

Seit Jahren kämpft Morales für eine Legalisierung der Koka-Pflanze. Er selbst stieg vom einfachen Koka-Bauern zum Chef der mächtigen Koka-Gewerkschaft auf, ehe er schließlich sogar zum Präsidenten gewählt wurde – von den Koka-Bauern und den Ureinwohnern. Sie machen die Mehrheit der bolivianischen Bevölkerung aus und sind traditionell der Kulturpflanze Koka zugetan. Sie nutzen sie als Tee, als Heilmittel und als Kautabak.

Morales' Kampf gegen Coca-Cola ist vor allem ein Kampf für den Koka-Anbau. Was die US-Amerikaner dürfen, sollen auch die Bolivianer dürfen. Da die USA aber in der Koka-Pflanze vor allem den Grundstock für die illegale Koka-Paste sehen, die als Basis für Drogenprodukte dient, wehren sie sich vehement gegen die komplette Freigabe des kontrollierten Anbaus.

(RP)
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