Persönlich Bob Dylan . . . ist nicht zu sprechen

Er geht einfach nicht ran. Auch zehn Tage, nachdem die Schwedische Akademie bekannt gegeben hat, dass Bob Dylan für seine poetischen Neuschöpfungen in der amerikanischen Songtradition in diesem Jahr den Literaturnobelpreis erhält, ist es dem Gremium immer noch nicht gelungen, mit dem Songwriter persönlich zu sprechen. Offiziell kommentiert die Akademie das nicht. Man habe nie zu Entscheidungen von Nobelpreisträgern Stellung bezogen, heißt es. Also weder zu dem, was sie äußern, noch zu dem, was sie nicht äußern.

Bob Dylan . . . ist für Nobelpreis-Jury nicht zu sprechen
Foto: ap

Eines der Akademie-Mitglieder, der Nobelpreis-Juror Per Wästberg, ist da weniger diplomatisch: "Wenn er sich in nächster Zeit, sagen wir innerhalb des nächsten Monats nicht melden würde, dann fände ich das unhöflich und arrogant", sagte er.

Ob Dylan zur Preisverleihung am 10. Dezember nach Stockholm kommt, ist unklar. Ein Eintrag zu seinen Nobelpreis-Ehren auf seiner eigenen Webseite wurde jedenfalls am Freitag gelöscht. Dabei haben seine Fans längst Shirts drucken lassen, auf denen sie die höchsten literarischen Ehren für den Poeten mit der Gitarre feiern.

Doch Dylan schweigt. Beharrlich. Bei seinem ersten Konzert nach Bekanntgabe hat er keinen Kommentar abgegeben. Und so scheint er es weiter halten zu wollen. Natürlich ist dieses Schweigen indes eine Aussage. Nur steht deren Inhalt nicht fest, sondern unterliegt unseren Annahmen: Womöglich will uns der schweigende Dylan sagen, dass er sich weiterhin nicht um Konventionen schert.

Oder dass er niemandem danken mag. Oder dass er keinen Rummel will. Wer weiß das schon? Vielleicht will er auch ausprobieren, was geschieht, wenn ein Künstler einen Preis nicht mal ausschlägt, sondern einfach ignoriert. Das wäre dann die Verweigerung der Verweigerung. In jedem Fall macht Dylan uns zu Deutern seiner nichtgesprochenen Worte. Wenn das mal nicht poetisch ist.

(RP)
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