Kairo Blutiger Palmsonntag für koptische Christen in Ägypten

Kairo · Die Zahl der Todesopfer kletterte gestern von Minute zu Minute. Über 40 Menschen starben bei den beiden Anschlägen auf koptische Kirchen im nordägyptischen Tanta und der Hafenstadt Alexandria, Dutzende wurden verletzt. Ausgerechnet während der Palmsonntagsmesse zum Auftakt der Karwoche schlug der mutmaßlich islamistische Terror zu. Die Botschaft ist klar: Das uralte koptische Christentum, älter als der Islam selbst, hat aus Ägypten zu verschwinden. Ginge es nach diesen Kräften, hätte es das 1400-jährige, überwiegend friedliche Miteinander zwischen Kopten und Muslimen nie gegeben.

In Tanta sprengte sich der Attentäter in der großen Sankt-Georgs-Kirche inmitten voll besetzter Kirchenbänke in die Luft. In Alexandria gelang es der Polizei offenbar noch, den Terrorbomber vor der Sankt-Markus-Kathedrale zu stoppen, wo er seine Ladung zündete und etliche mit in den Tod riss. Bilder von Überwachungskameras zeigten, wie ein Mann versuchte, in die Kirche zu gelangen. Er wurde aber von Sicherheitskräften zur Kontrolle an einen Metalldetektor verwiesen. Kurz darauf zerriss eine Explosion den Kontrollpunkt. In der Hauptkirche der Koptisch-Orthodoxen feierte deren Oberhaupt, Papst Tawadros II., den Gottesdienst. Womöglich galt der Angriff auch ihm persönlich.

Papst Franziskus sprach Tawadros, der koptischen Kirche und allen Ägyptern sein tiefes Mitgefühl aus: Er bete für die Toten und Verletzten. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel erklärte, ausgerechnet am Palmsonntag versuchten Extremisten, Glaubensgruppen gegeneinander aufzubringen. Das dürfe nicht gelingen. US-Präsident Donald Trump sagte, die Nachrichten aus Ägypten seien sehr traurig. Er habe jedoch Vertrauen, dass der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi angemessen auf die Situation reagiere.

(kna)
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