Kriitk von der Deutschen Bischofskonferenz Bischof Tebartz-van Elst wackelt

Limburg · Der Widerstand gegen den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst (53) wächst. Ein päpstlicher Vermittler soll jetzt einen Ausgleich finden. Kritik kommt jetzt aber auch von der Deutschen Bischofskonferenz.

Es war eine der wenigen guten Nachrichten seit Langem: So pompös, fürstlich und herrschaftlich sei der Amtssitz des Limburger Bischofs gar nicht, ließen mehrheitlich jene Gläubige verlauten, die den Tag des offenen Bischofshauses jüngst nutzten und die Residenz in Augenschein nehmen wollte. Dorthin waren offenbar viel zu viele Millionen Euro aus Kirchensteuermitteln geflossen. 200 Besucher waren schließlich gekommen – ein bundesweites Interesse, das nachdenklich macht.

Andere sehen darin gar eine Notwendigkeit zu handeln. Wie etwa der Vatikan. Der schickte den erfahrenen 78-jährigen Vatikan-Diplomaten Kardinal Giovanni Lajolo in die hessische Lahn-Metropole, zum "brüderlichen Besuch", wie es heißt. Vorausgegangen war Ende August die Fahrt des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst (53) nach Rom. Dort hatte eine Unterredung mit Kardinal Marc Ouellet stattgefunden, der der Bischofskongregation vorsitzt.

Kirchliche Vorschrift für Bischöfe

In der katholischen Kirche sind Ad-limina-Besuche, die Verpflichtung sich alle fünf Jahre einmal an den Schwellen (ad limina) der Apostelgräber von Peter und Paul in Rom zur Papstvisite einzufinden, eine kirchenrechtliche Vorschrift für Bischöfe. Dass der Vatikan selbst zu Besuch kommt, ist indes ungewöhnlich und Indiz für eine gewisse Dringlichkeit. Noch regiert diplomatische Rhetorik den Ton. "Volles Vertrauen in die Amtsführung" wurde dem jungen, aus Kevelaer stammenden und für seine Marienfrömmigkeit bekannten Bischof in einem Vatikan-Brief attestiert. Doch auch in diesem Schreiben ist die Rede davon, dass die Einheit zwischen Bischof und Volk belastet sei und die Sendung der Kirche trübe.

Das sind behutsame Worte in der säkularen Welt. An einen Bischof gerichtet haben solche Formulierungen eine gewisse Brisanz. Wie es derzeit um das Bistum mit seinen gut 660.000 Katholiken bestellt ist, belegen unter anderem ein Protestbrief gegen Tebartz-van Elst, den bislang knapp 4500 Gläubige unterzeichneten, sowie ein Schreiben des aus Priestern bestehenden "Hofheimer Kreises", in dem von einer "Atmosphäre lähmender Furcht" und "Rückkehr zum Klerikalismus" im Bistum gesprochen wird.

Der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz legte seinem Bischof sogar den zeitweisen Rücktritt nahe. Sogar der Münchner Kardinal Reinhard Marx übte deutliche Kritik an seinem Amtsbruder. Nicht nur die Medien hätten den Bischof ins Gerede gebracht, sagte der Erzbischof der "Zeit". Deshalb seien Aufklärung und Offenheit wichtig.

Laute bis vorlaute Kritiker

Wo es laute bis vorlaute Kritiker gibt, warten auch schrille Verteidiger: "Die Jagd auf Bischof Tebartz-van Elst ist eröffnet", heißt es auf der konservativen Internet-Plattform von "Kath.net", auf der Bischofs-Kritiker wie der Limburger Pfarrer Hubertus Janssen (73) mit dem Titel des "Rädelsführers" bedacht werden. In diesem Umfeld wird Kardinal Lajolo – der Vermittler des Papstes – Gespräche führen: mit dem Domkapitel, mit Vertretern des Diözesansynodalrats und des Priesterrats sowie mit einigen Gläubigen beim Kreuzfest am Sonntag in Königstein. Man muss kein Hellseher sein, um spekulieren zu dürfen, dass er genau jenes Stimmungsbild vorfinden wird, dass in den zurückliegenden Monaten die Öffentlichkeit beherrschte.

Es hat sich viel aufgestaut im Bistum, seit Tebartz-van Elst zu Beginn 2008 das Bischofsamt in Limburg übernahm und Bischof Franz Kamphaus nachfolgte – der als personifizierte Bescheidenheit stets mit einem Golf unterwegs war. Die Kosten des neuen Bischofshauses sind dabei keine Nebensache, aber vielleicht doch nur der Funke, an dem sich der Unmut auf so breiter Basis entzünden konnte. 5,5 Millionen Euro waren für den Bischofssitz veranschlagt; wahrscheinlich aber werden jetzt die Kosten bei zehn Millionen liegen; manche befürchten gar zwischen 15 und 20 Millionen. Eine genaue Kostenaufstellung soll in den nächsten Wochen nachgereicht werden. Solche Zahlen sind im Schatten von Gemeindezusammenlegungen und Kirchenschließungen verheerend.

Bischof fehlt Fingerspitzengefühl

Zumal es der Bischof immer wieder an Fingerspitzengefühl fehlen lässt. Besonders schwerwiegend war sein Flug zu den Slums in Indien im vergangenen Jahr, den er in der First Class zurücklegte. Dass er gegenüber einem Journalisten versichert haben soll, nur die Business Class gewählt zu haben, bestritt der Bischof in einer eidesstattlichen Versicherung vor dem Hamburger Landgericht. Allerdings existiert von diesem Interview ein Video-Mitschnitt.

Nun wird gegen Tebartz-van Elst wegen vorsätzlicher Falschaussage ermittelt. Sollte es zu einer Anklage kommen – mit einer Entscheidung darüber wird noch in diesem Monat gerechnet – dürfte der Limburger Bischof an der Spitze des Bistums kaum noch zu halten sein. Schon jetzt rechnen seine Brüder im Amte – wie der für seine Besonnenheit bekannte Mainzer Kardinal Karl Lehmann – nicht mehr damit, dass sich dieser Streit "intern" beenden lässt. Der Rückhalt im deutschen Episkopat scheint für Tebartz-van Elst zu schwinden, wie auch die Äußerungen von Kardinal Marx beweisen.

Belastung für die Kirche

Keine Frage, der Vorgang ist längst zu einer Belastung der katholischen Kirche in Deutschland geworden, der vieles überschattet. Am Wochenende etwa wird in Stuttgart der Dialogprozess zwischen Laien und Bischöfen fortgesetzt. Darüber spricht fast niemand. Schon jetzt wird von einer Limburger Leidkultur gesprochen, von einem jungen, kontaktunfähigen Neokonservativen aus zweiter Reihe, der die programmatische Leere der Kirche in Deutschland nutzt. Die evangelische Kirche ist eine synodale, die katholische Kirche eher eine charismatische Kirche. Doch dieses Charisma hat nichts mit Selbstherrlichkeit zu tun.

Immerhin sollen die Führungen durchs neue Bischofshaus wiederholt werden. Wegen des schönen Erfolges.

(RP)
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