Persönlich Billy Graham . . . ist Prediger mit biblischem Alter

Er sei kein Philosoph, kein Theologe und auch kein Intellektueller, erklärte Billy Graham einmal. Seine einzige Spezialität sei "das Gewinnen von Seelen". Dieses Talent machte den als William Franklin Graham geborenen Bauernsohn aus South Carolina weltberühmt. Auf weltweiten "Kreuzzügen" verkündete der Prediger das Evangelium. 1954, 1970 und 1990 besuchte er auch Berlin. Wie kaum ein anderer prägte Graham die protestantische Christenheit in Amerika und darüber hinaus – und das auch, indem er sich als einer der ersten Prediger moderne Medien zunutze machte. Aus ausverkauften Football-Stadien wurden seine Reden so live auf die Bildschirme in amerikanischen Wohnzimmern übertragen, seine Radiosendung "The Hour of Decision" ("Die Stunde der Entscheidung") lief erstmals 1950 und läuft bis heute auf zahlreichen Radiosendern.

Zum "Vorbeter der Nation" wurde der an Parkinson erkrankte Prediger durch seine Auftritte bei den Amtseinführungen der US-Präsidenten. Von Lyndon B. Johnson 1965 bis zu Bill Clinton 1993 hatte Graham für jeden Präsidenten gebetet.

In der kommenden Woche wird der Prediger 95 Jahre alt. Zurückgezogen lebt er in den Bergen von North Carolina und muss rund um die Uhr versorgt werden. Sein Verstand allerdings, betonte sein Sohn Franklin, sei immer noch "kristallklar". Zur Geburtstagsparty sind Hunderte Gäste geladen, darunter Bill Clinton, die Republikanerin Sarah Palin und Immobilienmogul Donald Trump. Tausende Kirchen veranstalten zudem Erweckungsabende mit Videos von Grahams Predigten.

Die amerikanische Gesellschaft hat sich indes von Grahams Idealen wegbewegt. Protestanten stellen nur noch rund 50 Prozent der Bevölkerung, jeder fünfte Amerikaner fühlt sich keiner Religion mehr zugehörig. "Die Welt" habe Gott aus Bildung, Regierung, Ehe und Famile verstoßen, klagt Graham.

Laura Schameitat

(RP)
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