Erste Vorschläge liegen auf dem Tisch Das Abitur soll bundesweit vergleichbarer werden

Berlin · Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts sollen die Kultusminister für mehr Vergleichbarkeit beim Abitur sorgen. Experten feilen daher an einer neuen Oberstufenvereinbarung. Doch die bisherigen Vorschläge gehen weit auseinander.

Das Bundesverfassungsgericht hat die Kultusministerkonferenz beauftragt, beim Abitur für mehr Vergleichbarkeit zu sorgen.

Das Bundesverfassungsgericht hat die Kultusministerkonferenz beauftragt, beim Abitur für mehr Vergleichbarkeit zu sorgen.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Der Gesetzgeber hat seine Hausaufgaben bislang nicht gemacht: Das Bundesverfassungsgericht hatte bereits Ende 2017 die Kultusministerkonferenz (KMK) beauftragt, für mehr Vergleichbarkeit beim Abitur zu sorgen, damit vor allem die Studienzulassung über den Numerus clausus für das Medizinstudium gerechter wird. Doch bislang ist wenig passiert.

Nun aber könnte Bewegung in die Sache kommen: Im März soll die KMK über eine neue Vereinbarung zur Gestaltung der gymnasialen Oberstufe und der Abiturprüfung entscheiden.

Dazu liegen bereits Vorschläge auf dem Tisch. Ein Bündnis verschiedener Organisationen von Schulpraktikern sowie der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) will die Wege zur Hochschulreife flexibler gestalten. Zu den Ideen der Potsdamer Erklärung gehören das Arbeiten in unterschiedlichen Lerngruppen, neue Prüfungsformate wie Forschungsberichte oder Multimediapräsentationen, eine freiere Gestaltung der Kurswahl in der Oberstufe sowie die individuelle Auseinandersetzung mit Schwerpunktthemen.

Einen anderen Schwerpunkt setzt der Philologenverband. Man wolle mehr Vergleichbarkeit, aber auf einem höheren Niveau, so die Lehrergewerkschaft. Statt aktuell bis zu fünf Leistungskurse soll die Anzahl auf zwei bis drei in jedem Bundesland beschränkt werden. Zudem soll die Anzahl der Kursbewertungen, die in die Abiturnote einfließen, einheitlicher werden – bislang sind es in manchen Ländern 32, in anderen 40. Deutsch und Mathematik sollen in der Oberstufe über die vier Halbjahre mindestens mit der Note „ausreichend“ abgeschlossen werden müssen. Zudem soll es einheitlich vier bis fünf Abiturprüfungsfächer geben. Aus dem bundeszentralen Prüfungspool sollen alle Länder mindestens 50 Prozent der Aufgaben entnehmen müssen.

Nina Stahr, bildungspolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, stellt sich hinter die Potsdamer Erklärung. „Es ist Zeit, Schulbildung und insbesondere Prüfungsformate zu überdenken, denn die Kompetenzen, die junge Menschen heute mitbringen müssen – zum Beispiel aufgrund der Entwicklung künstlicher Intelligenz – haben sich grundlegend geändert“, so Stahr. Allerdings müsse man sich grundsätzlich fragen, ob der Numerus clausus das passende Auswahlkriterium für Studienstarter sei.

Ähnlich sieht es auch Ria Schröder (FDP). Es dürfe keine Rolle spielen, in welchem Bundesland ein junger Mensch Abitur macht. „Deshalb ist es wichtig, dass in Zukunft bundesweite Qualitätsstandards verbindlich in allen Ländern gelten. Gleichzeitig müssen die Schulen mehr Freiheit haben, pädagogische, personelle und finanzielle Entscheidungen selbstverantwortet zu treffen.“ Die Forderungen der Potsdamer Erklärung könnten Schulen entsprechend der eigenen Bedürfnisse umsetzen, ohne auf Zustimmung aus der Landeshauptstadt warten zu müssen, so Schröder.

CDU-Bildungspolitiker Thomas Jarzombek erkennt in der Potsdamer Erklärung zwar gute Ansätze. Ein Katalog an Vorschlägen für Prüfungen würde aber nicht zu einer besseren Vergleichbarkeit führen, so der Düsseldorfer. „Hingegen sind bessere Innovationsmöglichkeiten und damit auch mehr Freiheiten für Schulen wie Lehrerinnen und Lehrer sowie ein besserer Fokus auf Selbstlernfähigkeiten gute Anregungen“, so Jarzombek.

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