Berlin Beschneidung: Juden und Muslime begrüßen Gesetz

Berlin · Der Gesetzentwurf aus dem Justizministerium zur Erlaubnis religiöser Beschneidungen stößt bei Juden und Muslimen auf Zustimmung. "Wir sind froh, dass jüdische Gebote und damit jüdisches Leben nicht in die Illegalität gedrängt werden", sagte der Präsident des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann: "Rechtssicherheit bedeutet zugleich Zukunftssicherung des Judentums in Deutschland."

Der Gesetzentwurf, der am Mittwoch vom Bundeskabinett verabschiedet und dann zur Abstimmung dem Bundestag vorgelegt werden soll, erlaubt die Beschneidung bei Jungen nach den Regeln der ärztlichen Kunst bis zum sechsten Lebensmonat durch eine von einer Religionsgemeinschaft dazu vorgesehene, besonders ausgebildete Person, die kein Arzt sein muss. Zum Eingriff gehören eine umfassende Aufklärung und eine möglichst effektive Schmerzbehandlung.

Auch der Zentralrat der Muslime begrüßte den Entwurf. "Die Beschneidung im Islam kann jeder Sachkundige vornehmen, auch eine Frau", sagte der Vorsitzende Aiman Mazyek der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Kritik kam von der Frauenhilfsorganisation "Terre des Femmes" und der Kinderhilfe. Der Entwurf werfe mehr Fragen und Ungereimtheiten auf, als er Rechtssicherheit biete, erklärte die Vorstandsvorsitzende von "Terre des Femmes", Irmingard Schewe-Gerigk. Sie verwies dabei auf eine fehlende Definition der "Regeln der ärztlichen Kunst" und die Bestimmungen zur Schmerzbehandlung. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Kinderhilfe, Georg Ehrmann, sagte, das geplante Gesetz schwäche die Kinderrechte.

(RP)
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