Persönlich Berthold Huber . . . muss VW noch ein bisschen helfen

Eigentlich ist Berthold Huber längst in Rente. Als Chef der Gewerkschaft IG Metall ist der Schwabe schon vor fast zwei Jahren abgetreten. Doch Deutschlands größter Arbeitgeber für Metaller braucht den 65-Jährigen weiterhin. Mindestens bis Jahresende werde Huber den Aufsichtsrat von Volkswagen noch führen, berichtet die "Bild am Sonntag", was der Konzern nicht dementierte.

Damit geht der Wolfsburger Ausnahmezustand weiter. Üblicherweise führt ein Vertreter der Kapitalseite den Aufsichtsrat eines Konzerns, zumal er im Streitfall doppeltes Stimmrecht hat und so ein Patt zwischen Kapital- und Arbeitnehmerseite zugunsten des Kapitals auflösen soll. Doch in Wolfsburg ist seit dem krachenden Abgang des Patriarchen Ferdinand Piëch alles anders. Bis heute haben sich die Familien Porsche und Piëch, denen die Mehrheit der VW-Anteile gehört, auf keinen neuen Aufsichtsratschef verständigen können. Also muss, soll, darf Huber weitermachen.

Eine unglaubliche Karriere für den gelernten Werkzeugmacher, der sich als junger Mann in kommunistischen Gruppen tummelte und an einem Philosophie-Studium versuchte, wenngleich er es nicht beendete. Früh erkannte Huber, dass Klassenkampf in der sozialen Marktwirtschaft am effektivsten über die Gewerkschaften läuft. 1971 trat er in die IG Metall ein, 2007 wurde er ihr Chef, nachdem er 2003 in einem schmutzigen Machtkampf noch Jürgen Peters unterlegen war. Schnell mauserte sich der Ulmer, der für seine Kinder schon Elternzeit machte, als die noch gar nicht erfunden war, der Klavier lieber spielt als Skat, vom Maschinenstürmer zum geschickten Manager. Von der Vermögensteuer hält Huber nichts, die Hartz-Reformen sah er differenziert, seine Tarifabschlüsse waren wegweisend. "Huber denkt, bevor er schwätzt", sagen Arbeitgeber. Diese Haltung kann auch im Hexenkessel Wolfsburg nur von Vorteil sein.

(RP)
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