Persönlich Bernard Arnault . . . will doch kein Belgier werden

Wenn es ums Geschäftliche geht, zeigt Bernard Arnault keinerlei Nerven. Das hat ihn zum reichsten Mann Frankreichs gemacht. Auf 22 Milliarden Euro wird das Vermögen des 64-Jährigen geschätzt, der den weltgrößten Luxusgüterkonzern Louis Vuitton Moët Hennessy (LVMH) mit manchmal durchaus rauen Methoden zu dem gemacht hat, was er heute ist. Doch nun ist Arnault angeblich um seinen Ruf besorgt. Seit im vergangenen Jahr bekannt wurde, dass Arnault die belgische Staatsbürgerschaft beantragt hatte, musste sich der Multimilliardär öffentlich als Steuerflüchtling verdächtigen lassen und wurde von der linksgerichteten Pariser Zeitung "Libération" auf deren Titelseite als "reicher Sack" und vaterlandsloser Geselle beschimpft.

Das war dann vielleicht doch ein bisschen viel, selbst für einen so ausgebufften Geschäftsmann wie Arnault. Gestern gab er jedenfalls bekannt, dass er seinen Antrag auf einen belgischen Pass zurückgezogen habe. Es sei ihm nicht gelungen, klarzumachen, dass er weiter in Frankreich gewohnt und Steuern gezahlt hätte. Dabei habe er doch nur über eine in Belgien gegründete Stiftung einen künftigen Erbstreit um seinen Konzern verhindern wollen, klagte Arnault. Alles nur ein bedauerliches Missverständnis also. Nebenbei stand es aber wohl auch nicht zum Besten, was Arnaults Wunsch nach der belgischen Staatsbürgerschaft angeht. Im Januar hatte ein belgisches Gericht seinen Antrag negativ bewertet.

Immerhin, der spektakuläre Rückzieher des Multimilliardärs dürfte Staatspräsident François Hollande ganz gut in den Kram gepasst haben. Der Sozialist rief nämlich just gestern zu einer Art nationalem Kreuzzug gegen Steueroasen auf. Dass Hollande dazu nicht nur exotische Inselparadiese, sondern auch das eine oder andere europäische Nachbarland zählt, wo der Fiskus nicht ganz so heftig zugreift wie in Frankreich, ist ein offenes Geheimnis.

(RP)
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