Berliner Kardinal

Köln hat seit gestern zwei Kardinäle: Der eine heißt Meisner und residiert vor Ort, der andere Woelki und wirkt in Berlin. So jedenfalls könnte es anmuten bei einem Bischof, der mit Leib und Seele Rheinländer ist und immer noch einige Kraft braucht, mit Leib und Seele auch in der Hauptstadt anzukommen. Die Kardinalswürde, die Rom jetzt für Woelki ankündigte, wird dazu einen Beitrag leisten.

Man darf sich aber nicht täuschen lassen: Die katholische Kirche ist eine Bischofskirche und die Bischofsweihe ihr höchstes Weiheamt. Zum Kardinal wird man "nur" ernannt, ein Titel ist und bleibt es. Und doch ist er ein Signal, er suggeriert Macht, deutet Nähe zum Vatikan und die Kraft zur Einflussnahme an. Innerkirchlich wird sich die Ernennung in der Bischofskonferenz auswirken müssen, in der Woelki bislang nur der kleineren, ausschließlich mit Weihbischöfen besetzten Kommission für caritative Fragen vorsteht. Vielleicht noch bedeutsamer wird der Titel für sein Wirken in Berlin sein, die keine Hauptstadt des Glaubens, aber eine der weltlichen Macht ist. Hier ist eine starke, überzeugende und authentische Stimme des Christentums segensreich. Kardinaltugenden sind gefragt. Vermeintliche Kardinalfehler scheinen in Berlin derzeit andere zu machen.

(RP)
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