Berlin beschlagnahmt Ben Alis Vermögen

Berlin/tunis (dapd) Mehr als drei Wochen nach dem Sturz des tunesischen Präsidenten Zine el Abidine Ben Ali sollen deutsche Behörden Vermögenswerte des Clans des früheren Despoten und seiner Frau Leila Trabelsi eingefroren haben. "Die Welt" berichtete, dabei handle es sich um mehrere Bankkonten, die zwei Mitgliedern der gestürzten Präsidentenfamilie gehören sollen. In Frankfurt hätten die Behörden zudem eine Immobilie beschlagnahmt, die einer der fünf Töchter des ehemaligen tunesischen Präsidenten gehöre.

Am Samstag trat ein Erlass der EU in Kraft, der sämtliches Vermögen von Ben Ali, seiner Frau und 46 weiteren Familienangehörigen einfriert. Tunesien hat einen internationalen Haftbefehl gegen Ben Ali verhängt und ihm vorgeworfen, illegal Geld ins Ausland gebracht zu haben. Der tunesische Ex-Staatschef war vergangenen Monat nach Saudi-Arabien geflohen, nachdem es in Tunesien zu massiven Unruhen gekommen war.

Der tunesische Innenminister Fahrat Rajhi ordnete gestern einen Stopp aller Aktivitäten der ehemaligen Regierungspartei RCD an. Ab sofort dürften keine Parteiveranstaltungen mehr stattfinden; alle Büros der RCD müssten geschlossen werden, erklärte das Innenministerium. Außerdem bereite Rajhi die Auflösung der Partei vor. Damit solle der Zusammenbruch der Ordnung verhindert werden, hieß es.

In Tunesien war es am Wochenende zum schlimmsten Gewaltausbruch seit der Flucht Ben Alis gekommen. In der Stadt Kef im Nordwesten eröffneten Polizisten am Samstag das Feuer auf rund 1000 Menschen, die eine Polizeiwache mit Steinen und Brandbomben bewarfen. Dabei wurden mindestens zwei Menschen getötet. Nach Zeugenberichten zufolge hatte der örtliche Polizeichef eine Frau geschlagen und damit die Menge erzürnt.

(RP)
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