„Masterplan“ Neue Kritik an Seehofer nach Selbstmord eines abgeschobenen Afghanen

Berlin/Kabul · Nach dem Selbstmord eines aus Deutschland abgeschobenen Afghanen in Kabul werden Forderungen nach einem Rücktritt von Bundesinnenminister Horst Seehofer laut.

 Flugzeug hinter Stacheldraht (Symbolbild).

Flugzeug hinter Stacheldraht (Symbolbild).

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Ein vor einer Woche aus Deutschland abgeschobener afghanischer Asylbewerber hat sich nach seiner Rückkehr selbst getötet. Er sei am Dienstag in einer von der Internationalen Organisation für Migration (IOM) zur Verfügung gestellten vorübergehenden Unterkunft in Kabul aufgefunden worden, sagte ein hochrangiger Mitarbeiter des Flüchtlingsministeriums in Kabul der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Der Mann aus der nordafghanischen Provinz Balkh sei 23 Jahre alt gewesen und habe acht Jahre lang in Deutschland gelebt.

Nach Angaben des Bundesinnenministeriums (BMI) und aus dem Flüchtlingsministerium in Kabul hatte der junge Mann in Hamburg gelebt. Ein BMI-Sprecher sagte, er sei wegen Diebstahls und Körperverletzung mehrfach rechtskräftig verurteilt worden. Afghanische Behörden hätten dem BMI am Mittwoch bestätigt, dass es sich um Suizid handele. Die geschilderten Umstände deuteten stark darauf hin.

In Berlin wurde nach dem Bekanntwerden der Nachricht die Kritik an Innenminister Horst Seehofer (CSU) lauter.

Juso-Chef Kevin Kühnert schrieb bei Twitter, Seehofer sei ein “erbärmlicher Zyniker und dem Amt charakterlich nicht gewachsen." Sein Rücktritt sei überfällig. Auch SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel übte Kritik und erklärte via Twitter, Zynismus verbiete sich, das hätten die letzten Stunden wieder einmal bewiesen.Rücktrittsforderungen kamen auch von der Opposition: "Ein Innenminister, der sich öffentlich darüber freut, dass Menschen in ein Kriegsland zurückgeschickt werden, hat offensichtlich nicht nur ein eklatantes Defizit an Mitmenschlichkeit, sondern auch an Qualifikation für sein Amt", sagte die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Ulla Jelpke, in Berlin. "Ausmeiner Sicht gehört Seehofer entlassen." Linken-Fraktionsvize

Jan Korte sagte, das Lachen bleibe Seehofer hoffentlich im Halse stecken. "Es ist höchste Zeit, dass Seehofer geht."
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte sich noch am Dienstag zufrieden über die hohe Zahl der Abgeschobenen geäußert. „Ausgerechnet an meinem 69. Geburtstag sind 69 – das war von mir nicht so bestellt – Personen nach Afghanistan zurückgeführt worden. Das liegt weit über dem, was bisher üblich war“, sagte der CSU-Chef bei der Vorstellung seines „Masterplans Migration“ in Berlin.

(hsr/dpa/rtr)
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