Genf Bereits mehr als 1300 Flüchtlinge 2017 ertrunken
Genf · Seit Jahresbeginn sind im Mittelmeer nach UN-Angaben mehr als 1300 Flüchtlinge ertrunken. Von 37 Menschen, die die gefährliche Überfahrt wagten, sterbe einer, sagte eine Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR). Vor einem Jahr sei statistisch nur einer von 136 Flüchtlingen ertrunken. Grund dafür sei auch, dass heute doppelt so viele Flüchtlinge auf ein Boot gezwängt würden wie im vergangenen Jahr. Auch habe nur noch jedes zweite Boot ein Satellitentelefon dabei. Die Sprecherin lobte ausdrücklich Hilfsorganisationen für ihren Einsatz im Mittelmeer. Ohne sie gäbe es deutlich mehr Tote.
Die Zahl der Toten bei zwei Schiffsunglücken vom Wochenende ist unterdessen gestiegen. In der Nacht zum Freitag kamen dem UNHCR zufolge mindestens 82 Menschen ums Leben, als ein Schiff vor der italienischen Küste sank. 50 Menschen konnten gerettet und nach Sizilien gebracht werden. Bei einem Unglück vor der libyschen Küste seien am Sonntag geschätzt 163 Flüchtlinge ertrunken. Die libysche Küstenwache konnte nur sieben Passagiere retten.
Schleuser gehen nach Einschätzung der Internationalen Organisation für Migration (IOM) immer skrupelloser mit Flüchtlingen um. So hätten gerettete Flüchtlinge berichtet, wie ihnen bewaffnete Männer vor Libyens Küste Außenbordmotoren und Mobiltelefone gestohlen hätten. Das manövrierunfähige Schiff sei später nur zufällig gefunden worden. Einem IOM-Sprecher zufolge deutet dieses Vorgehen darauf hin, dass Schleusern in Libyen ihr Material ausgeht.
Insgesamt sind seit Jahresbeginn 49.310 Menschen über das Mittelmeer geflohen. Vor einem Jahr lag die Zahl im gleichen Zeitraum bei 187.569. Der Unterschied erkläre sich vor allem dadurch, dass kaum noch Flüchtlinge von der Türkei aus nach Europa kämen, erklärte die IOM.