Belgischer Minister für Beitritt zu Deutschland

Der belgische Klima- und Energieminister Paul Magnette (39) heizt die Staatskrise des Königreichs an. Der frankophone Sozialist erklärte, falls Belgien auseinanderbreche, solle sich der südliche, französisch-sprachige Landesteil Wallonien an Deutschland angliedern.

Das hat bisher noch kein führender Politiker Belgiens gefordert. Zwar mahnte seine Minister- und Parteikollegin Laurette Onkelinx zuletzt, die Wallonen müssten sich auf das von den Flamen betriebene Ende Belgiens vorbereiten. Als Varianten für den Ernstfall galten bisher aber die Selbstständigkeit der Wallonie (inklusive Brüssel) oder ein Zusammengehen mit Frankreich – nicht zuletzt wegen der sprachlichen und kulturellen Gemeinsamkeiten.

Magnette sieht diese Nähe nicht. Sich einem Land anzuschließen, das das genaue Gegenteil in Sachen politische Kultur darstelle, sei lächerlich, sagt er im Interview mit "La Libre Belgique". Die französische Regierung habe die Rentenreform autoritär diktiert. Deutschland besitze ein "System der sozialen Verständigung", das dem eigenen ähnele.

Wallonien ist ärmer als der flämische Norden und kann nur mit Milliarden-Transfers von dort seine Sozialleistungen finanzieren. Die Flamen sind die Subventionen leid und wollen mehr Autonomie. Der Streit spaltet das Königreich. Die Frontensind völlig verhärtet. Vier Monate nach der Wahl ist keine neue Regierung in Sicht. König Albert II. beauftragte gestern den flämischen Sozialisten Johan Vande Lanotte mit einer Vermittlungsmission.

(Rheinische Post)
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