Paris/Bamako Befreiung Malis kommt rasch voran

Paris/Bamako · Islamisten stecken vor Flucht aus Timbuktu historische Bibliothek in Brand.

Französische und afrikanische Truppen rücken in Mali unerwartet schnell nach Norden vor. Gestern brachten sie Timbuktu endgültig unter ihre Kontrolle. Die Wiedereroberung der historischen Stadt könnte der Durchbruch bei der Militäraktion gegen die islamistischen Milizen sein, nachdem schon zuvor die strategisch wichtige Stadt Gao mit einer der wenigen Brücken über den Niger befreit werden konnte.

Bei der von der Luftwaffe und Fallschirmjägern unterstützen Offensive sind nach Angaben der französischen Armee die rund 1000 französischen und 200 malischen Soldaten auf keinerlei Widerstand gestoßen. Es sei kein einziger Schuss abgefeuert worden, erklärte ein Armeesprecher in Paris: "Jetzt ist es an den malischen Soldaten, Timbuktu zu übernehmen." Frankreich hat gegenwärtig 2900 Soldaten in Mali im Einsatz.

Außenminister Laurent Fabius warnte aber vor zu frühem Jubel. Bewaffnete Kämpfer könnten sich in der Wüste verstecken und später zurückkehren. Bei ihrer Flucht in Richtung Nordosten zündeten die Islamisten die legendäre Bibliothek von Timbuktu an. Im Ahmed-Baba-Zentrum seien 30 000 wertvolle historische Handschriften aufbewahrt worden, erklärte Bürgermeister Halley Ousmane. Er sprach von einem "kulturellen Verbrechen".

Timbuktu, auch "die Perle der Wüste" genannt, ist ein Labyrinth aus engen Gassen, Mausoleen und Lehmziegelhäusern und gehört seit 1988 zum Weltkulturerbe der Unesco. Die Rückeroberung des Orts ist vor allem auch deswegen von hoher symbolischer Bedeutung, weil die Islamisten dort mehrere geschützte Heiligengräber in der Altstadt zerstört und wie überall im Norden ihr brutales Scharia-Regime installiert hatten.

Soldaten der malischen Armee sollen nach Darstellung von Augenzeugen mutmaßliche Rebellen erschossen haben, obwohl sie bereits entwaffnet waren.

(RP)
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