Persönlich BASF-Manager Jürgen Hambrecht . . . tritt in die FDP ein

Jürgen Hambrecht war mal Liebling der Kanzlerin. Der langjährige Vorstandschef des Chemiekonzerns BASF steuerte einen deutschen Weltmarktführer und war in seiner unaufgeregten Art genau die Art von Manager, die Merkel schätzt. Sie nahm ihn auf Auslandsreisen mit und holte ihn in Kommissionen. Doch nun ist es mit der Begeisterung vorbei: Der Reutlinger ist in die FDP eingetreten, und seine Begründung liest sich wie eine Abrechnung mit Merkels Politik. "Die wachsende Sorge um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschlands war für mich der Antrieb für meinen Eintritt in die FDP", sagte Hambrecht der "Welt am Sonntag". Wichtige Modernisierungsfragen würden von der Politik sträflich vernachlässigt. "Wir brauchen mehr Eigenverantwortung statt Versorgungsmentalität. Das Erfolgsmodell der Sozialen Marktwirtschaft braucht eine Stimme in der Politik." Und diese Stimme ist für Hambrecht nicht die Merkel-CDU, die mit ihrer Renten-, Schulden-, Mindestlohn- und vor allem Energiepolitik die Wirtschaft verärgert. Nun will der Chemiker und Vater von vier Kindern dafür sorgen, dass die FDP in den Bundestag zurückkehrt. Hambrecht, seit 2014 Chefkontrolleur der BASF und Kontrolleur von Daimler und anderen, ist einer der Strippenzieher der Wirtschaft. 2010 gehörte er zu den Unterzeichnern des "Energiepolitischen Appells", mit der RWE und Co. eine Laufzeit-Verlängerung für Atommeiler gefordert hatten, die sie auch bekamen - bis Merkel nach Fukushima eine Rolle rückwärts machte. Eine ihrer vielen.

So wie Hambrecht denken viele in der Wirtschaft, nur wenige bekennen Farbe. Während Stahlwerks-Bauer Heinrich Weiß die Anti-Euro-Partei AfD unterstützte, setzt Hambrecht nun auf die FDP, die dem trüben Euro-Populismus widerstanden hat. Mit 69 Jahren ist er unabhängig, die Gunst der Kanzlerin braucht er nicht mehr.

Antje Höning

(RP)
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