Washington Obama gegen US-Truppen im Irak

Washington · Es kommt nicht oft vor, dass das Weiße Haus Martin Dempsey zurückpfeift. Üblicherweise weicht der Stabschef der Streitkräfte nicht von der Linie der Regierung ab. Obendrein symbolisiert er die Vorsicht einer Armee, deren Strategen nach den Feldzügen in Afghanistan und im Irak davor warnen, die erschöpften Soldaten zu überfordern.

So entstand der Name der Terrormiliz Islamischer Staat (IS)
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Foto: ap

Nun aber korrigierte Präsident Barack Obama seinen Stabschef öffentlich: "Als Euer Oberbefehlshaber der Streitkräfte werde ich Euch und den Rest unserer bewaffneten Streitkräfte nicht zu einem weiteren Bodenkrieg im Irak verpflichten", sagte Obama gestern bei einem Truppenbesuch des Zentralkommandos in Florida, das unter anderem für Irak und Syrien zuständig ist.

Es ist die Replik auf einen General, der bei einer Anhörung im Senat zur Bekämpfung der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) nichts ausschließen wollte: "Wenn wir an den Punkt kommen, wo ich glaube, unsere Berater sollten irakische Einheiten bei Angriffen gegen spezifische IS-Ziele begleiten, dann werde ich dies dem Präsidenten empfehlen."

Dempsey hat mit diesem Satz eine politische Lawine losgetreten: Skeptische Demokraten sehen ein Tabu gebrochen, sie fürchten eine schleichende Eskalation. Was, wenn sich die irakische Armee, die sich den Fanatikern im Juni praktisch kampflos ergab, erneut nur als Papiertiger erweist? Muss das US-Kontingent, derzeit 1600 Mann in Bagdad und Erbil, immer weiter aufgestockt werden? Mit der Entsendung von Militärberatern, auch das erklärt die Heftigkeit der Bedenken, begab sich das Land einst geradewegs auf die Rutschbahn in den Vietnamkrieg.

In Washington nimmt man zudem ernüchtert zur Kenntnis, wie schwer sich speziell die Türkei und die arabische Welt mit konkreten Zusagen tun. Andererseits fordern prominente Republikaner Obama auf, keine halben Sachen zu tun. Senator Lindsey Graham warnte: "Die Vorstellung, wir bräuchten keine Stiefel im Sand, um den IS zu besiegen, ist pure Einbildung."

(RP)
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