Streit um Investment-Banking Bankfusion Deutsche/Dresdner geplatzt

Frankfurt/Main (dpa). Die Fusion von Deutscher und Dresdner Bank ist geplatzt. Der Vorstand der Dresdner stoppte unerwartet die angelaufene Verschmelzung „mit sofortiger Wirkung“. Die Banken konnten sich nicht einigen, wie die Sparte Investment-Banking aussehen soll. Die Entscheidung für den Rückzug sei einstimmig erfolgt, teilte die Dresdner Bank am Mittwoch in Frankfurt mit.

Nach dem Scheitern der Fusion hat Deutsche-Bank-Chef Breuer sein Vorgehen verteidigt. Breuer sagte in mehrere Interviews, der Verkauf des Investmenthauses Dresdner Kleinwort Benson wäre eine „optimale Lösung“ gewesen. Die Dresdner Bank hatte die Fusion wegen dieser Verkaufspläne platzen lassen. Inzwischen stellte Bundeswirtschaftsaminister Müller klar, dass auch ohne die Mega-Fusion mit einem weiteren Stellenabbau im Bankensektor zu rechnen ist.

Die Börse reagierte auf das Scheitern der Fusionspläne mit einem rasanten Anstieg der Aktienkurse beider Institute. Deutsche Bank legte gegen den Trend bis Börsenschluss um 4,15 Prozent auf 80,01 Euro zu. Dresdner-Titel verteuerten sich um 4,26 Prozent ebenso stark auf 49 Euro. Im Gegenzug brachen Allianz-Aktien um 13,86 Prozent auf 380 Euro ein.

Nach Darstellung der Dresdner Bank wurde die Verabredung einer „Fusion unter gleichen Partnern“ von der Deutschen Bank missachtet. Durch dieses Verhalten sei dem Projekt die Vertrauensbasis entzogen worden. „Ein Zusammenschluss zu Lasten der Dresdner Bank kann nicht im Interesse ihrer Aktionäre, Kunden und Mitarbeiter liegen.“ Die Deutsche Bank bedauerte diesen Rückzug. Eine „Fusion unter Gleichen“ sei nie geplant gewesen, sagte der Vorstandssprecher Rolf Breuer. Eine Integration, wie sie sich beim Zusammenschluss von Deutscher Bank und dem US-Investmenthaus Bankers Trust bewährt habe, sei aber nicht umsetzbar gewesen. „Am Ende hat es keine Lösung gegeben, die für beide Seiten akzeptabel war.“

Der Streit entzündete sich an der Forderung des größeren Partners, die Dresdner-Investmenttochter Kleinwort Benson „ganz oder in Teilen zu verkaufen“. Nach Darstellung der Dresdner Bank war der Branchenprimus nicht bereit, „konstruktive Vorschläge aufzunehmen, um den Integrationsprozess im Investmentbanking nach objektiven und rationalen Kriterien zu gestalten“.

Die Deutsche Bank habe damit „Wortlaut und Geist der getroffenen Absprachen“ verletzt. Noch bei der Verkündung der Fusion vor vier Wochen hatten sowohl Dresdner-Chef Bernhard Walter als auch Breuer das Londoner Investmenthaus Kleinwort Benson als unverzichtbares „Juwel“ bezeichnet.

Mit dem Scheitern der Bankehe fällt die gesamte Finanzarchitektur unter Beteiligung des Münchner Versicherungsriesen Allianz zusammen. Die Fondstochter DWS von der Deutschen Bank sollte ebenso an die Allianz gehen, wie die Bank 24 als geplante gemeinsame Tochter für das Massengeschäft. Auch die Übertragung der Versicherungstochter Deutscher Herold von der Deutschen Bank an die Allianz ist nun hinfällig, sagte Breuer.

„Wir sind von der Entscheidung, den Fusionsprozess abzubrechen, sehr überrascht und bedauern, dass die Beschäftigten voreilig in tiefe Unsicherheit und Ängste um ihre Arbeitsplätze gestürzt worden sind“, sagte die Vorsitzende der Gewerkschaft HBV, Margret Mönig- Raane. Die DAG sah sich in ihrer ablehnenden Haltung zur Fusion „nachträglich bestätigt“. Allerdings befürchtet die DAG weiter Gefahr für die Arbeitsplätze im deutschen Bankgewerbe. Nach den Plänen beider Institute sollten 800 Filialen geschlossen und mindestens 16 000 von 140 000 Stellen gestrichen werden.

Für die wichtigsten europäischen Finanzplätze Frankfurt und London kam die Nachricht völlig unerwartet. „Das ist eine Überraschung, ein echter Hammer“, hieß es etwa in der Zentrale der Commerzbank. Der Sparkassenpräsident Dietrich Hoppenstedt sprach von einem „herben Rückschlag“ für die beiden Frankfurter Großbanken. „Einen gewaltigen Reputationsverlust für das deutsche Kreditgewerbe“ befürchtet der Erlanger Professor Wolfgang Gehrke. „Wenn zwei Spezialisten des Investmentbanking zusammen gehen, muss das so geplant sein, dass es bestens funktioniert - sonst lacht die internationale Bankenszene“, sagte der Experte für Bank- und Börsenwesen im Hessischen Rundfunk.

(RPO Archiv)
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