Auch Bundespräsident Johannes Rau gibt Entwarnung Banken warnen vor Dramatisierung der Euro-Schwäche

Frankfurt/Main (AP). Vor einer Dramatisierung der aktuellen Euroschwäche haben die deutschen Privatbanken gewarnt. Dafür gebe es keinen Anlass, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken, Manfred Weber. Auch der Dresdner-Bank-Chef Bernd Fahrholz reagierte gelassen: Der Abstieg der Gemeinschaftswährung mache ihm nicht wirklich Sorgen. Der Außenwert des Euros sollte nicht überbewertet werden, sagte Fahrholz der "Welt am Sonntag". Auch Bundespräsident Johannes Rau erklärte: "Der Euro-Kurs macht mir keine Sorgen."

Weber betonte in der Chemnitzer "Freien Presse" (Samstagausgabe), alle Wirtschaftsdaten zeigten eindeutig, dass der Euro unterbewertet sei. Er gehe allerdings nicht davon aus, dass es kurzfristig zu einer Änderung des Wechselkurses gegenüber dem Dollar kommen werde.

Rau sagte der "Bild am Sonntag": "Ich denke, dass muss man auch in größeren Zeiträumen sehen." Es habe Zeiten gegeben, als die Mark viel stärker gegenüber dem Dollar verloren habe. Das habe an ihrer inneren Stabilität nicht viel geändert. Er sei ganz optimistisch, dass der Euro-Kurs gegenüber dem Dollar wieder steigen werde, dafür spreche die Wirtschaftsentwicklung in Europa.

Unterdessen warnte BDI-Chef Hans-Olaf Henkel davor, sich auf dem durch die Euroschwäche ausgelösten Exportboom auszuruhen. "Ich beobachte eine sich ausbreitende Selbstzufriedenheit in Berlin nach dem Motto: Jetzt sind wir wieder obenauf, und es wird sich alles schon zum Besten richten", sagte Henkel der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Wenn der Euro nicht im Wert um 20 Prozent gegenüber dem Dollar gesunken, sondern gestiegen wäre, würde sich das Konjunkturwachstum in Luft auflösen. Es werde zu wenig getan, um die Konkurrenzfähigkeit auf den Weltmärkten herzustellen, kritisierte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. In der Vergangenheit habe die starke Mark die deutsche Industrie auf Trab gehalten, die Inflation unter Kontrolle gebracht und langfristig sei sie mit der größte Faktor für die großen Produktivitätsfortschritte der letzten Jahre gewesen.

Stoiber greift Schröder an

Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber griff Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) wegen dessen Äußerungen zur Euro-Schwäche scharf an. Schröder gefährde die Geldwertstabilität in Deutschland und belaste die Volksabstimmung zum Euro in Dänemark, kritisierte der CSU-Chef im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Schröder blende die Kehrseite des schwachen Euros aus, wie den Anstieg der Importpreise beim Öl, die steigende Inflation und Verluste an Kaufkraft und Geldvermögen der Bürger. Zudem mache es "international einen verheerenden Eindruck", wenn Europäische Zentralbank und Bundesbank für einen starken Euro einträten, der Kanzler jedoch für das Gegenteil.

(RPO Archiv)
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