Proteste in der Türkei Zwei Menschen sterben in Istanbul

Istanbul · Nach gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Polizei und Regierungsgegnern in Istanbul hat es ein zweites Todesopfer gegeben. Nachdem bereits am Donnerstag ein Unbeteiligter an einem Kopfschuss starb, gaben die Behörden am Freitag den Tod eines Mannes bei der Explosion eines Sprengkörpers in dem Stadtviertel Okmeydani bekannt.

Proteste in der Türkei: Zwei Menschen sterben in Istanbul
Foto: Polizei

Protestierer und Sicherheitskräfte lieferten sich dort den zweiten Tag in Folge Straßenkämpfe. Regierungschef Recep Tayyip Erdogan sagte, er wundere sich, dass die Polizei "so ruhig bleibt".

Der 30-Jährige war am Donnerstag vor einem alevitischen Gebetshaus in den Kopf getroffen worden. Er hatte dort eine Trauerfeier besucht. Zunächst war unklar, wer genau auf den Mann geschossen hatte oder ob er von einem Querschläger getroffen worden war. Der zweite Mann sei in der Nacht von einem Sprengsatz verletzt worden und gestorben, teilte der Istanbuler Gouverneur Hüseyin Avni Mutlu mit. Es gebe auch mindestens acht verletzte Polizisten.

Eine Gruppe junger Männer hatte am Donnerstag im Stadtteil Okmeydani wegen des Grubenunglücks in Soma demonstriert und zugleich an einen von der Polizei im vergangenen Jahr in Istanbul tödlich verletzten Jugendlichen erinnert. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein. Die Demonstranten warfen Steine und Brandsätze auf die Polizei.

Im Internet veröffentliche Videoaufnahmen zeigten den Ablauf in den engen Straßen des Viertels: Ein Brandsatz trifft einen gepanzerten Geländewagen der Polizei. Aus den Reihen der Polizei greifen Männer in Zivilkleidung zu ihren Waffen. Es fallen etwa 20 Schüsse.

In Okmeydani war es im März zu einem Protest Zehntausender gekommen, als der 15-jährige Berkin Elvan zu Grabe getragen wurde. Er war im Juni vergangenen Jahres auf dem Höhepunkt der Protestwelle gegen die islamisch-konservative Regierung von einer Tränengasgranate schwer verletzt worden und hatte vor seinem Tod monatelang in einem Krankenhaus im Koma gelegen.

(dpa)
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