Fotos Zu Besuch bei Flüchtlingen im Libanon
Unser Autor Helmut Michelis hat wenige Tage vor dem Weihnachtsfest syrische Flüchtlinge im Libanon besucht. Hier schildert er seine Eindrücke in einer Fotostrecke.
Kinder in der Zeltsiedlung Nummer 8 im libanesischen Rawda – vier Flüchtlinge von insgesamt 1,3 Millionen, die vor dem Bürgerkrieg in Syrien ins Nachbarland geflohen sind.
Die libanesische Hauptstadt Beirut hat rund 1,5 Millionen Einwohner. Auch viele vertriebene Syrer leben hier. Große Flüchtlingslager wie in den Nachbarstaaten sieht man im Libanon nicht. Stattdessen gibt es viele verstreute kleine Camps, allein im Bekaa-Tal sind es 800.
Der Libanon in Festtagsstimmung: Mit einer Darstellung der Gottesmutter Maria und Christbaumkugeln wirbt das Restaurant Shams in Anjar im libanesischen Bekaa-Tal für seine große Silvesterparty. Das Transparent hängt in der Stadt Mreijat an einer Fußgängerbrücke über die Straße von Beirut nach Zahlé.
Zwei Weihnachtsmänner grüßen die Reisenden auf ihrem Weg ins libanesische Bekaa-Tal – Werbung für einen Laden, der Haushaltswaren und Spielzeug verkauft. Man beachte: die ungewöhnliche „Autogarage“ rechts im Hauseingang.
Eine Flüchtlingssiedlung im Bekaa-Tal, rund 1000 Meter hoch gelegen. Die vertriebenen Syrer werden vom Staat nur geduldet und siedeln sich in kleinen Gruppen auf von Bauern gemieteten Äckern an. Überall im Bekaa-Tal sieht man diese kleinen Camps.
Ein Bild der Trostlosigkeit: Blick in eine Flüchtlingssiedlung an der Autobahn Beirut – Damaskus. Ein Problem ist die fehlende Kanalisation: Das Waschwasser läuft nicht ab und sorgt für verschlammte Wege zwischen den Zelten.
Susanne Carl von der deutschen Hilfsorganisation Humedica hängt in einer Flüchtlingssiedlung ein Plakat auf: Es ist wieder mobile Sprechstunde. Aus den Bildern können die Patienten ersehen, welche Hilfen angeboten werden. Mehr als 50.000 Patienten haben die fünfköpfigen Humedica-Teams bereits behandelt, bis zu 160 sind es pro Tag. „Verteilt haben wir auch 500 Öfen und Zehntausend Mützen und Decken“, sagt Susanne Carl und setzt tief besorgt hinzu: „Das Schlimmste ist, wenn diese humane Katastrophe in Vergessenheit geraten würde.“
Humedica-Ärztin Natalie untersucht in der provisorischen Praxis in einer Flüchtlingssiedlung die Familie Suweid. Die drei älteren Kinder Abdil (6), Baraa (9) und Ahmad (12) leiden alle an Hepatitis A, eine Leberkrankheit, die unter anderem durch verunreinigtes Trinkwasser verursacht wird.
17 Menschen drängen sich normalerweise in diesem Flüchtlingszelt. Immerhin gibt es einen Ofen gegen die Kälte und einen Fernseher gegen die Langeweile. Aufs Foto möchte die syrische Familie aus Angst vor Repression nicht.
Die Familie von Torad Ibrahim Al Hamad (40) stammt aus Idlib im Nordwesten Syriens und lebt in der Flüchtlingssiedlung Nummer 8 in Rawda. Zwölf Kinder hat Torad, von denen die kräftigsten bei libanesischen Bauern arbeiten. Vier Dollar gebe es für die Kartoffelernte pro Tag. So versucht sich die Familie am Leben zu halten. „Drei Jahre sind wir nun schon hier. Wir sind sehr müde.“
In Zeltsiedlung 8 bei Rawda hat die achtjährige Fathia gerade Spüldienst; das Wasser ist so braun wie der matschige Boden. Obwohl die Frauen die mit Teppichen ausgelegten Zelte sorgfältig sauber halten und überall Wäsche auf der Leine hängt, sind die Hygienebedingungen schlecht: Da es keine Kanalisation gibt, fließt das Abwasser nicht ab und verwandelt die Wege in klebrige Schlammpisten.
Ein kleines Mädchen geht durch die Flüchtlingssiedlung Nummer 8 in Rawda im Bekaa-Tal. Welche Zukunft mag das Kind haben? Eine Rückkehr in die Heimat ist unmöglich.
Zwei Monate alt ist der Junge, der in einem Zeltdorf bei Zahlé im Bekaa-Tal zur Welt gekommen ist. Aus Angst vor Repressionen will die Mutter (20) seinen und ihren Namen nicht nennen. Insgesamt, so die Vereinten Nationen, kommen jedes Jahr rund 44.000 syrische Flüchtlingskinder im Libanon zur Welt.