Brisante Zeugenaussage zum Sturm aufs Kapitol „Ich bin der verdammte Präsident - fahren Sie mich sofort zum Kapitol“

Washington · Donald Trump hat nach Angaben einer Zeugin beim Sturm auf das Kapitol im Januar 2021 versucht, dem Fahrer seiner Limousine das Lenkrad zu entreißen und zu seinen Anhängern zu fahren. Außerdem soll er vor der Rede an seine Anhänger von Waffen im Publikum gewusst haben.

 Donald Trump, ehemaliger Präsident der USA, wurde beim Ausschuss zur Kapitol-Attacke erneut ins Visier genommen. Anhänger Trumps hatten am 6. Januar 2021 gewaltsam den Parlamentssitz in der Hauptstadt Washington gestürmt.

Donald Trump, ehemaliger Präsident der USA, wurde beim Ausschuss zur Kapitol-Attacke erneut ins Visier genommen. Anhänger Trumps hatten am 6. Januar 2021 gewaltsam den Parlamentssitz in der Hauptstadt Washington gestürmt.

Foto: dpa/Patrick Semansky

Neue explosive Aussagen vor dem Untersuchungsausschuss zur Kapitol-Erstürmung in Washington: Nach einer Rede vor seinen Anhängern sei der frühere US-Präsident Donald Trump in seinen Wagen gestiegen, sagte die Zeugin Cassidy Hutchinson am Dienstag vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss in Washington. Dem Präsidenten sei gesagt worden, dass er sich nun nicht seinen Anhängern anschließen könne, die sich zum Sturm auf das Kapitol versammelt hatten.

Daraufhin habe Trump zu seinem Fahrer gesagt: „Ich bin der verdammte Präsident - fahren Sie mich sofort zum Kapitol.“ Hutchinson, die sich bei ihrer Aussage auf Berichte eines anderen Regierungsbeamten berief, gehörte zum inneren Zirkel im Weißen Haus und war Assistentin von Trumps Stabschef Mark Meadows.

Nach ihren Schilderungen äußerte der Rechtsvertreter des Weißen Hauses, Pat Cipollone, in dieser Situation erhebliche rechtliche Bedenken, sollte sich Trump dem Marsch seiner Anhänger auf das Kapitol anschließen. „Uns wird jedes erdenkliche Verbrechen vorgeworfen werden, wenn das passiert“, zitierte Hutchinson den Berater.

  Cassidy Hutchinson, ehemalige Beraterin des Stabschefs im Weißen Haus, Mark Meadows.

Cassidy Hutchinson, ehemalige Beraterin des Stabschefs im Weißen Haus, Mark Meadows.

Foto: dpa/Jacquelyn Martin

Trump versuchte Hutchinson noch während der im Fernsehen übertragenen Anhörung mit Kommentaren in seinem Online-Netzwerk Truth Social zu diskreditieren. Er bezeichnete ihre Schilderungen als „Fake-Geschichte“ und sprach mit Blick auf die Anhörungen von einem „Pseudogericht“.

Sie berichtete zudem, Trump und seinen Gefolgsleuten sei vor dem 6. Januar 2021 klar gewesen, dass es zu Gewalt kommen könne - damit widersprach sie der Darstellung des Trump-Lagers, der Sturm seiner Anhänger auf das Kapitol sei spontan gewesen und die scheidende Regierung habe damit nichts zu tun gehabt. Vielmehr sagte Trump laut Hutchinson vier Tage vor den Ereignissen: „Die Dinge können richtig, richtig schlimm werden am 6. Januar.“

Sturm auf US-Kapitol: Bilder zeigen die Krawalle in Washington
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Trump-Anhänger stürmen Kapitol in Washington

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Foto: AP/Manuel Balce Ceneta

Trump habe vor der Rede an seine Anhänger an diesem Tag von Waffen im Publikum gewusst, sagte die Zeugin Cassidy Hutchinson am Dienstag bei einer öffentlichen Anhörung des Untersuchungsausschusses zur Kapitol-Attacke. Hutchinson arbeitete im Weißen Haus für Trumps damaligen Stabschef Mark Meadows.

„Es ist mir egal, ob sie Waffen haben - sie sind nicht hier, um mich zu verletzen. Sie können von hier aus zum Kapitol marschieren. Nehmt die verdammten Metalldetektoren weg“, zitierte Cassidy Trump. Sie gab an, diese Worte von ihm kurz vor seiner Rede gehört zu haben. Wenn ein Präsident eine Rede hält, verlangt der Personenschutz, dass die Anwesenden Metalldetektoren passieren.

Der Untersuchungsausschuss habe aus Berichten der Strafverfolgungsbehörden erfahren, dass die Teilnehmer der Trump-Kundgebung Pfefferspray, Messer, Schlagringe, Taser und stumpfe Gegenstände bei sich gehabt hätten, sagte die stellvertretende Ausschuss-Vorsitzende Liz Cheney. Hutchinson zufolge wurde auch Meadows darüber informiert - zeigte aber fast keine Reaktion. Der Rechtsberater des Weißen Hauses, Pat Cipollone, habe sie schon am 3. Januar dazu gedrängt, sich bei Meadows dafür einzusetzen, einen Protest zu verhindern, sagte Hutchinson. „Wir werden wegen jedes erdenklichen Verbrechens angeklagt, wenn wir diese Bewegung in Gang setzen“, soll er zu ihr gesagt haben.

Trump hatte nach seiner Niederlage bei der Präsidentschaftswahl im November 2020 alle Hebel in Bewegung gesetzt, um an der Macht zu bleiben. Er und sein Umfeld verbreiteten unter anderem durch nichts belegte Wahlbetrugsvorwürfe.

Trauriger Tiefpunkt der Kampagne war der Sturm hunderter radikaler Trump-Anhänger auf das Kapitol, als dort der Wahlsieg von Joe Biden zertifiziert werden sollte. Die Ausschreitungen mit fünf Toten sorgten weltweit für Entsetzen. Der Untersuchungsausschuss zur Kapitol-Erstürmung hält derzeit eine Reihe öffentlicher Anhörungen ab, um die damaligen Vorgänge aufzudecken.

Anhänger Trumps hatten am 6. Januar 2021 gewaltsam den Parlamentssitz in der Hauptstadt Washington gestürmt. Dort war der Kongress zusammengekommen, um Bidens Wahlsieg zu zertifizieren. Bei den Krawallen kamen fünf Menschen ums Leben, darunter ein Polizist. Der Angriff auf das Herz der US-Demokratie erschütterte das Land. Trump hatte seine Anhänger kurz zuvor bei einer Kundgebung damit aufgewiegelt, dass ihm der Wahlsieg bestohlen sei.

(dni/chal/dpa/AFP)
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