Porträt Eitel, autoritär, entschlossen – das ist Russlands Präsident Wladimir Putin
Seit über 20 Jahren ist Wladimir Putin an der Macht und regiert mit ungebrochenem Machtwillen das Riesenreich Russland. Doch der im Westen seit langem kritisierte Politiker spürt auch in seiner Heimat reichlich Widerstand. Wer ist der Mensch hinter der Macht? Wir zeigen einen Einblick.
Der am 7. Oktober 1952 in Leningrad (heute St. Petersburg) geborene Putin ist schon als Teenager leidenschaftlicher Kampfsportler. Später präsentiert er sich gern als Judoka.
Nach dem Jurastudium in Leningrad tritt er 1975 dem sowjetischen Geheimdienst KGB bei. (Im Hintergrund das FSB-Gebäude in Moskau, der FSB ging aus dem KGB hervor). Putin ist in den 1980er Jahren in Dresden stationiert und erlebt dort das Ende der DDR mit. 1998 wird er für rund ein Jahr Chef des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB.
Nach dem Ende der Sowjetunion ist er in den 1990er Jahren Berater des Bürgermeisters in St. Petersburg, später sein Stellvertreter. Im August 1999 wird er Ministerpräsident unter Präsident Boris Jelzin.
Als Jelzin sein Amt Ende 1999 aufgibt, übernimmt Putin auf dessen Vorschlag die Amtsgeschäfte im Kreml. Im Januar 2000 wird er offiziell gewählt und 2004 für weitere vier Jahre im Amt bestätigt. Als erstes russisches Staatsoberhaupt hält er 2001 eine Rede im Bundestag - auf Deutsch.
2004 wird Putin mit 71 Prozent der Stimmen als Präsident wiedergewählt und geht so in eine zweite Amtszeit. Entsprechend der Verfassung, welche maximal zwei Amtszeiten als Präsident hintereinander vorsieht, gibt Putin vier Jahre später das Amt an seinen Schützling Dmitri Medwedew ab. Putin selbst wird Ministerpräsident.
Die Macho-Pose teilt auch sein Vorgänger und Vertrauter Dmitri Medwedew, der Putin stets loyal verbunden war, auch wenn der Westen mit ihm vorsichtige Hoffnungen auf Demokratisierung verband. Putin wird 2012 erneut zum Präsidenten gewählt, Medwedew wird Regierungschef. Bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2014 lässt er sich als Gastgeber feiern. Nach der Wiederwahl 2018 beschließt das Parlament eine Verfassungsänderung, wonach Putin bis 2036 regieren könnte.
Aus der fast 30 Jahre langen Ehe mit der Deutschlehrerin Ljudmila bis 2013 gehen zwei Töchter hervor, die 1986 in Dresden geborene Jekaterina und die ein Jahr ältere Maria. Es gibt unbestätigte Berichte über mögliche Geliebte und weitere Kinder Putins.
Berühmt und berüchtigt sind seine Ausfälle und Drohungen. Folgende Anekdote stammt aus dem Jahr 2002, als ihn ein Journalist wegen Menschenrechtsverletzungen im Tschetschenienkrieg angriff: "Wollen Sie ein radikaler Islamist werden und sich beschneiden lassen? Ich werde jemanden anweisen, Sie so zu beschneiden, dass nichts mehr nachwächst."
Putin ist ein Mann, der autoritär regiert. Das bekommen auch seine Mitarbeiter zu spüren. Aufgemuckt wird nicht. Putin delegiert. Auch die Demütigung zählt zu seinen Methoden.
Inzwischen sieht er sich bisweilen auch bei Gefolgsleuten Vorwürfen ausgesetzt, er sei beratungsresistent. Zudem wird ihm vorgeworfen, er treffe wichtige Entscheidungen nur noch alleine. Die Aufnahme zeigt ihn mit seinem Kabinett.
Wladimir Putin zeigt sich gerne mit Tieren, wie hier in der „Belgorod Dairy Farms" 2007. Das Foto zeigt ihn wie er ein Kälbchen mit der Flasche füttert.
Kleine Machtspielchen: Als sich 2007 Angela Merkel mit Putin in Moskau traf, staunte diese nicht schlecht, als dieser seinen schwarzen Labrador Koni zum Termin mitbrachte, obwohl er wusste, das sie Angst vor Hunden hat.
Putin inszeniert sich gerne in der Öffentlichkeit wie hier 2009 schwimmend in einem See in Sibirien.
Oder sieht sich als Botschafter der Natur. Und immer an seiner Seite: Fotografen und Kameraleute.
Pose als kerniger Naturbursche.
Wladimir Putin ist stets bemüht sein klassisch männliches Image aufrechtzuerhalten. Hier sieht man ihn mit Sonnenbrille und Kette auf nacktem Oberkörper auf einem Pferd 2009 in Tuwa.
Diese Aufnahme zeigt Putin 2011 zwischen Kindern des Internationalen Kinderzentrums Artek auf der Krim.
2012 tritt Putin zum dritten Mail als Präsident an. Sein Stern in der Heimat ist jedoch tief gesunken. Viele, insbesondere junge Russen, verlangen echte und faire Wahlen. Putin ist für sie der Statthalter eines autoritären Systems.
Im Wahlkampf zeigte sich Putin als entschlossener Kämpfer für das russische Vaterland und Garant für Stabilität. Opposition setzte er mit Chaos gleich.
Wahlkampf 2012: Putin rockt das Haus, lässt die Nation hochleben.
Putin kehrt 2012 ins Präsidentenamt zurück, seine Amtszeit ist von vier auf sechs Jahre erweitert worden. Putins Wiederwahl wird von beispiellosen Massenprotesten begleitet.
Der Staatsmann präsentiert sich stets als Alleskönner. Hier sieht man ihn 2012 in einem motorisierten Hängegleiter in der Nähe der Stadt Salechard in Nordsibirien.
Der Mann kann auch große Fische an Land ziehen, wie hier mit einem Hecht 2013 in der Republik Tuwa.
Bei Russlands Staatschef Wladimir Putin würde man vermuten, dass er ein gläubiger orthodoxer Christ ist. Das könnten zumindest zahlreiche Kirchenfotos von ihm beweisen, wie hier 2013 in in der St.-Georgs-Kapelle zu sehen. Jedoch weiß nur Putin allein, wie aufrichtig sein Glaube ist.
Am 18. März 2014 annektierte Russland die zum Staatsgebiet der Ukraine gehörige Halbinsel Krim.
Putin unterstützt 2015 die Regierung von Machthaber Baschar al-Assad im syrischen Bürgerkrieg militärisch.
Im Dezember kündigte Putin an, bei der Präsidentschaftswahl im März 2018 erneut für eine sechsjährige Amtszeit zu kandidieren.
Im Wahlkampfmodus: Einen Tag vor dem Internationalen Frauentag am 7. März 2018 besuchte Putin die russische Bäckerei- und Süßwarenfabrik „Samara“.
Von Putin heißt es, dass er Freunden gegenüber auf ewig die Treue hält. Bei Verrätern, Abweichlern oder offenen Kritikern kenne er jedoch kein Erbarmen. Auf dem Bild von 2018 ist er mit dem früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder zu sehen. Die Freundschaft mit dem Altkanzler (SPD) geht weit über die politische Ebene hinaus: Zu seinem 60. Geburtstag lädt Schröder Putin 2004 nach Hannover ein, Schröders 70. wird gemeinsam in St. Petersburg gefeiert.
Putin begrüßt auf einer Wahlkampfveranstaltung im Luschniki-Stadion russische Sportler, die an den Olympischen Winterspielen 2018 in Südkorea teilgenommen haben.
Der Staatsmann setzt auf Stärke nach außen und hat einmal mehr seine Männlichkeit zur Schau gestellt. 2018 testet er ein Kalaschnikow-Scharfschützengewehr. In der Kindheit war er nach eigenen Worten ein "Schlägertyp".
Nachdem 2018 im Einkaufszentrum Winterkirsche im sibirischen Kemerowo mindestens 64 Menschen bei einem Brand ums Leben kamen, darunter viele Kinder, kritisierte Putin aufs Schärfste die Sicherheitsmaßnahmen und sprach von „Nachlässigkeit und Schlamperei“.
Auch sportlich zeigt sich Putin dominierend wie hier 2019 bei einem Spiel der Night Hockey League auf einer Eisbahn auf dem Roten Platz in Moskau.
Hart durchgegriffen hat Putin beim russischen Oppositionsführer Alexej Nawalny, der 2020 knapp einem Giftanschlag entkam. Der Putin-Kritiker kämpfte in Russland gegen das "korrupte Regime". 2021 wurde der Kremlkritiker in russische Haft genommen. 2024 starb er im Gefängnis.
Nach dem Tod von Michail Gorbatschow am 30. August 2022 verabschiedet sich Putin am offenen Sarg vom ehemaligen sowjetischen Staatschef.
Im September 2022 schlossen sich die annektierten Gebiete im Süden der Ukraine nach einem Scheinreferendum Russland an. Auf dem Bild feiert Wladimir Putin (Mitte) mit Vladimir Saldo, Yevgeny Balitsky, Leonid Pasechnik und Denis Pushilin (von links nach rechts).
Russlands Präsident Wladimir Putin befiehlt im Februar 2022 den Einmarsch in die Ukraine. Er spricht von einem „militärischen Sondereinsatz“ mit dem Ziel, das Nachbarland zu entwaffnen und von „Nazis“ zu befreien. Die Ost-Erweiterung der Nato müsse unterbunden werden. Die russischen Truppen greifen von Norden, Osten und Süden an.
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Die von Putin geplante Einnahme Kiews in wenigen Wochen zum Start der „Militäroperation“ im Februar 2022 hat nicht geklappt: Die ukrainischen Soldaten leisteten erbitterten Widerstand.
Nach dem Abzug der russischen Truppen vor Kiew werden Massengräber entdeckt - unter anderem im Vorort Butscha. Dort werden nach ukrainischen Angaben rund 450 Leichen gefunden, die meisten weisen Spuren von Folter oder gewaltsamem Tod auf. Fast alle waren Zivilistinnen und Zivilisten. Ermittlungen wegen Kriegsverbrechen werden aufgenommen, für die russische Truppen verantwortlich gemacht werden.
Die südukrainische Hafenstadt Mariupol ist ein wichtiges Ziel der russischen Streitkräfte. Im März 2022 zerstören sie dort ein Theater, in dessen Keller nach ukrainischen Angaben Familien Schutz gesucht hatten. Satellitenfotos zeigen, dass vor dem Gebäude auf den Boden „Kinder“ geschrieben wurde. Russland habe das Gebäude dennoch bombardiert, teilt die Ukraine mit. Hunderte Menschen seien getötet worden. Russland erklärt den Vorfall für inszeniert, liefert dafür aber keine Beweise.
Im August beginnt die Ukraine eine Gegenoffensive im Süden in der Region Cherson, Anfang September startet die Gegenoffensive im Osten. Putin Russland reagiert auf den Druck der ukrainischen Gegenoffensive. Putin ordnet daraufhin die Teilmobilmachung in Russland an. Zugleich droht er mit dem Einsatz von Atomwaffen. Am 30. September 2022 erfolgt die formelle russische Annexion der ukrainischen Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson. An den Frontlinien bewegt sich nicht mehr viel. Der Ukraine fehlt es an Waffen und Munition, bilaterale Sicherheitsabkommen werden geschlossen. Die mehrfache Forderung nach Taurus-Marschflugkörpern, mit denen die Ukraine auch Ziele tief in Russland angreifen könnte, weist Kanzler Scholz ab. Es gilt: Ukraine unterstützen: ja – zur Kriegspartei werden: nein.
Vom 15. bis zum 17. März 2024 findet die Wahl des neuen Präsidenten in Russland statt. Krieg eignet sich nicht zum Wahlkampf, doch der ist sowieso nicht wirklich nötig. Putin hat sämtliche Oppositionelle, die ihm hätten gefährlich werden können, von der Wahl ausgeschlossen, ihre Parteien verboten, sie selbst inhaftiert oder umbringen lassen – andere Oppositionelle und Intellektuelle sind ins Exil geflohen.