Zweifel Will Moussaoui mit Geständnis Todesstrafe erzwingen?

Alexandria/USA (rpo). Überraschend hatte der bekennende Al-Qaida-Anhänger Zacarias Moussaoui gestanden, er habe als einer der Todespiloten am 11. September 2001 ein Flugzeug in das Weiße Haus steuern sollen. An seinem Geständnis tauchen nun Zweifel auf. Würde die Jury ihm glauben, wäre das Todesurteil so gut wie sicher.

Leben und Terrorprozess Moussaoui
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Foto: AFP

Der Franzose marokkanischer Herkunft sagte am Montag vor dem Bundesbezirksgericht in Alexandria aus, er habe zeitgleich mit den Anschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon eine Passagiermaschine ins Weiße Haus fliegen sollen. Im Anschluss wurde der Jury ein Erklärung des in US-Haft sitzenden Al-Qaida-Stratege Chalid Scheich Mohammed verlesen, wonach Moussaoui nichts mit den Anschlägen zu tun hatte.

Moussaoui war wenige Wochen vor den Terroranschlägen in New York und Washington festgenommen worden. Bislang hatte der Franzose den Vorwurf zurückgewiesen, unmittelbar in die Planungen für den 11. September 2001 eingebunden gewesen zu sein. In dem Prozess in Alexandria geht es um die Festsetzung des Strafmaßes. Sollte die Jury befinden, dass er für mindestens einen Toten der Anschläge Mitverantwortung trägt, könnte er zum Tode verurteilt werden.

Moussaoui hatte im April 2005 eingeräumt, er habe sich darauf vorbereitet, eine Passagiermaschine ins Weiße Haus zu steuern. Damals erklärte er jedoch, dieser Anschlag hätte erst nach dem 11. September 2001 stattfinden sollen und auch nur dann, wenn sich die US-Regierung weigern sollte, einen anderen Terrorverdächtigen freizulassen.

Diese Aussage bestätigte Mohammed. Im 56-seitigen Protokoll seiner Aussage heißt es, Moussaoui sei für eine zweite Welle von Flugzeug-Attentaten vorgesehen gewesen. Er habe den Marokkaner für zu selbstbewusst und redselig gehalten und den 9/11-Planer Ramsi Binalschib deswegen gebeten, im August 2001 den Kontakt zu Moussaoui abzubrechen.

Dieser stellte sich jedoch am Montag ins Zentrum der Anschlagspläne. Auf die Frage von Staatsanwalt Gerald Zerkin, ob er den Auftrag hatte, am 11. September ein Flugzeug zu steuern, sagte er: "Ja, ich war als Pilot vorgesehen, um ein Flugzeug ins Weiße Haus zu fliegen." Vom Gesamtplan habe er lediglich gewusst, dass zwei weitere Flugzeuge die Zwillingstürme des World Trade Centers hätten rammen sollen.

Flugzeug mit Schuhbomber entführt

Er hätte sein Flugzeug gemeinsam mit dem so genannten Schuhbomber Richard Reid entführen sollen, erklärte Moussaoui weiter. Der Brite, den er in den 90er Jahren in der Londoner Finsbury-Park-Moschee kennen lernte, wurde am 22. Dezember 2001 auf einem Flug von Paris nach Miami von anderen Passagieren überwältigt. Er hatte versucht, einen in seinem Schuh versteckten Sprengsatz zu zünden.

Die Zweifel an Moussaouis Geständnis werden neben den Angaben Mohammeds durch Angaben der Verteidigung genährt, der Angeklagte werde möglicherweise das Märtyrertum und damit die Todesstrafe einer lebenslangen Gefängnisstrafe vorziehen. Würde die Jury seinen Ausführungen glauben, wäre ihm das Todesurteil so gut wie sicher. Schließlich hat er praktisch eingeräumt, in die Planungen für den 11. September eingeweiht gewesen zu sein.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, dieses Wissen nach seiner Festnahme im August 2001 für sich behalten zu haben. Hätte er die Ermittler über die Pläne informiert, so hätten die Anschläge verhindert werden können, so die Argumentation der Anklagebehörde. Demnach wäre Moussaoui für den Tod von 3.000 Menschen im World Trade Center, im Pentagon und an Bord der vier entführten Flugzeuge mitverantwortlich.

(ap)
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