Tausende bei Protest in Ankara Wieder Tränengas gegen türkische Demonstranten

Ankara · Bei erneuten Protesten von Regierungsgegnern ist die Polizei in der türkischen Hauptstadt Ankara am Mittwoch mit Tränengas und Wasserwerfern gegen Demonstranten vorgegangen.

Die Sicherheitskräfte versuchten tausende Menschen auseinander zu treiben, die einem Gewerkschaftsaufruf zu einer Kundgebung auf den Kizilay-Platz im Zentrum der Stadt gefolgt waren. Auch in Istanbul waren am Mittwoch tausende Menschen den Aufrufen der linksgerichteten Gewerkschaften KESK und DISK zu Massendemonstrationen gefolgt. Sie versammelten sich auf dem Taksim-Platz, dem Zentrum der seit Freitag andauernden regierungskritischen Proteste.

Berlin mahnt Verhältnismäßigkeit an

Derweil hat die Bundesregierung die türkische Regierung erneut aufgefordert, angemessen mit protestierenden Bürgern umzugehen. Meinungs- und Versammlungsfreiheit seien universell akzeptierte Grundrechte, die zu gewähren seien, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. Reaktionen des Staatsapparates müssten immer verhältnismäßig und angemessen sein. Das könne man auch auf weiteren Entwicklungen der Türkei anwenden. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes mahnte, eine Modernisierung des Staates könne nicht nur auf wirtschaftlichem Aufschwung basieren, sondern müsse sich auch auf Menschenrechte beziehen.

Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu hat unterdessen Kritik der USA am Vorgehen gegen die jüngsten Massenproteste zurückgewiesen. Davutoglu habe dazu US-Außenminister John Kerry angerufen, sagte ein Mitarbeiter des Ministeriums in Ankara am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. "Die Türkei ist keine Demokratie zweiter Klasse", sagte Davutoglu demnach am Dienstagabend.

Die Proteste in mehreren großen Städten des Landes richten sich gegen die Politik des islamisch-konservativen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan, inzwischen aber auch gegen das harte Vorgehen der Sicherheitskräfte gegenüber den Demonstranten. Landesweit wurden während der Proteste zwei Menschen getötet und mindestens 2000 verletzt. Die Regierung in Ankara gibt die Zahl der Verletzten mit etwa 300 an.

(AP/FP/felt/das)
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