Diplomatie mit Hintertürchen Wie die USA Nordkorea aus seinem Atomprogramm schummeln
New York (RPO). Die USA haben erstmals seit Jahren wieder ein Zweiergespräch mit Nordkorea geführt, um die Beziehungen zwischen den Nationen zu normalisieren. Dabei greifen die USA zu einem gesichtswahrenden Trick: Man bezweifelt jetzt offenbar einfach, dass Nordkorea überhaupt jemals eine Atombombe bauen wollte.
Somit könnte Pjöngjang einfach erklären, dass es Nordkorea bei seinem Atomprogramm von jeher immer um Energiegewinnung und nicht um die Produktion einer Atombombe gegangen sei.
US-Verhandlungsführer Christopher Hill sagte der "New York Times", bei den derzeit laufenden Gesprächen sollte es darum gehen, "was zur Einrichtung diplomatischer Beziehungen gehört und was dazu gehört, dass Nordkorea von der Liste der Staaten genommen werden kann, die den Terrorismus unterstützen".
Er wolle im Übrigen darauf dringen, dass die kommunistische Regierung in Pjöngjang ihr Atomprogamm gänzlich einstelle. Beobachter werteten das Treffen zwischen Hill und seinem nordkoreanischen Kollege Kim Kye Gwan in New York als Durchbruch für die eisige Beziehung der beiden Staaten in den vergangenen Jahrzehnten.
Die Stimmung war in den 90er Jahren unter der Regierung von US-Präsident Bill Clinton leicht aufgetaut und erreichte den Höhepunkt, als die damalige Außenministerin Madeleine Albright im Oktober 2000 nach Pjöngjang reiste. Im Jahr 2002 reihte US-Präsident Bush das Land dann aber in eine "Achse des Bösen" ein; seitdem gab es keine Gespräche mehr.
Bei den Sechs-Länder-Gesprächen über das nordkoreanische Atomprogramm hatten sich die Teilnehmer vor knapp drei Wochen darauf geeinigt, dass Nordkorea sein Atomprogramm aufgibt; im Gegenzug soll das verarmte Land Hilfslieferungen erhalten. Außerdem wurden ihm diplomatische Beziehungen mit den USA in Aussicht gestellt.