Occupy-Bewegung auch in Deutschland Weltweite Proteste gegen Banken gehen weiter

Sydney/London (RPO). Die Proteste gegen das Finanzsystem und Auswüchse des Kapitalismus rund um den Globus halten an. Auch in Deutschland gingen am Wochenende Tausende auf die Straße, um gegen die Macht der Banken zu demonstrieren.

Occupy-Demonstrationen in Deutschland
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Kurz vor dem Euro-Gipfel in Brüssel zur Schuldenkrise kam es in Deutschland erneut zu Protesten. In Frankfurt, Berlin, Köln und Düsseldorf versammelten sich nach Polizeiangaben am Samstag etwa 7500 Menschen. Das Anti-Globalisierungs-Netzwerk attac sprach von 10.000 Demonstranten. Schwerpunkt der Proteste war die Bankenmetropole Frankfurt mit mindestens 4000 Teilnehmern.

Bereits vor einer Woche hatten sich in Berlin rund 10.000 Menschen der "Occupy"-Bewegung angeschlossen. Hunderte Demonstranten hatten versucht, vor dem Bundestag Zelte aufzuschlagen. Die Polizei verhinderte dies. Anders als in andern deutschen Städten hat die Berliner Polizei bislang den Bau von Zeltstädten nach New Yorker Vorbild verhindert. Im Bankenviertel in Frankfurt/Main stehen 60 Zelte.

"Wir sind die 99 Prozent", mit diesem Slogan sind die Aktivisten inzwischen weltweit in die Schlagzeilen gekommen, die Proteste beschränken sich längst nicht mehr auf New York. Der Slogan prangert an, dass eine kleine Elite auf Kosten der restlichen 99 Prozent der Menschheit Wohlstand anhäufe und die Demokratie korrumpiere. Banken seien vor der Pleite gerettet worden, die Arbeitslosen nicht.

In London errichteten Demonstranten am Samstag ein zweites Zeltlager im Finanzdistrikt. Es soll das vor einer Woche erbaute Camp vor der St. Paul's Cathedral entlasten. Das bekannte Gotteshaus aus dem 17. Jahrhundert war am Freitag erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg für Besucher geschlossen worden. Die Behörden erklärten, die Campingkocher der Demonstranten stellten ein Brandrisiko dar und die Zelte versperrten den Zugang. In dem neuen Lager haben den Organisatoren zufolge bis zu 300 Demonstranten ihre Zelte aufgeschlagen.

In Sydney räumte die Polizei am Sonntag ein Zeltlager von rund 70 Aktivisten auf dem Martin Place im Finanzbezirk. 40 Menschen wurden festgenommen. Auf dem Platz kommt es seit einer Woche zu Demonstrationen nach dem Vorbild der "Besetzt die Wall Street"-Bewegung in New York. Vor zwei Tagen war es bei einem ähnlichen Vorgehen der Polizei in Melbourne zu Zusammenstößen mit Kapitalismuskritikern gekommen.

Im New Yorker Stadtteil Manhattan zogen Demonstranten aus Protest gegen das harte Vorgehen der Polizei bei den vergangenen Kundgebungen durch die Straßen. Jedoch war die Gruppe deutlich kleiner als vor einer Woche, als 5000 Menschen ihrem Ärger über Zwangsversteigerungen von Häusern, die hohe Arbeitslosigkeit sowie die Staatshilfen für Banken Luft machten. Dabei wurden mehr als 700 Menschen festgenommen.

Deutsche machen Banken für Krise verantwortlich

Die Schuld an der aktuellen Euro-Krise tragen nach Ansicht der meisten Deutschen eher die Finanzinstitute als die Politik. Einer Umfrage des Nachrichtenmagazins "Focus" zufolge machen 42 Prozent der Befragten die Banken und Investoren an den internationalen Finanzmärkten für die aktuelle Krise verantwortlich. Etwa jeder Dritte, nämlich 34 Prozent, sieht die Hauptschuld für die Krise in der Schuldenpolitik der Euro-Staaten. 16 Prozent der Bundesbürger sehen die Gründe für die derzeitige Lage in Griechenland.

Das Meinungsforschungsinstitut TNS-Emnid befragte vom 19. bis 20. Oktober 1005 repräsentativ ausgewählte Personen.

(RTR/felt)
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