Wegen Corona-Pandemie UN rufen zu Waffenstillstand in Syrien auf

Genf/Berlin · Das Coronavirus ist nun auch in Syrien angekommen. Die Vereinten Nationen rufen zu einer sofortigen Waffenruhe auf, um gemeinsam gegen die Ausbreitung vorzugehen. Besonders die Menschen im stark umkämpften Idlib seien in Gefahr.

Ein Mitglied des syrischen Zivilschutzes, auch bekannt als die Weißen Helme, versprüht Desinfektionsmittel in einem Krankenhaus gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie.

Ein Mitglied des syrischen Zivilschutzes, auch bekannt als die Weißen Helme, versprüht Desinfektionsmittel in einem Krankenhaus gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie.

Foto: dpa/Anas Alkharboutli

Angesichts einer möglichen Ausbreitung des Coronavirus in Syrien rufen die Vereinten Nationen zu einem sofortigen Waffenstillstand in dem Bürgerkriegsland auf. Nach einem landesweiten völligen Ende der Gefechte könnten sich die Syrer auf den gemeinsamen Feind, das Coronavirus, konzentrieren, betonte der UN-Sondergesandte Geir Pedersen am Dienstag in Genf.

Am Montag war der erste Corona-Fall in Syrien bestätigt worden. Pedersen betonte, dass die Assad-Regierung in den von ihr kontrollierten Gebieten Vorkehrungen gegen die Pandemie treffe. Auch in Gebieten, in denen die Regierung nicht herrsche, seien Maßnahmen eingeleitet worden.

Die Hilfsorganisation International Rescue Committee erklärte, besonders im umkämpften Gebiet Idlib im Nordwesten könne sich die Krankheit schnell ausbreiten. „Der Mangel an Nahrung, sauberem Wasser und die dazukommende Kälte haben Hunderttausende Menschen bereits enorm geschwächt“, hieß es.

Covid-19 habe sich in Ländern mit stabilen Gesundheitssystemen enorm schnell verbreitet. „In Idlib wird dies noch viel schlimmer: Im vergangenen Jahr wurden mindesten 85 medizinische Einrichtungen zerstört und die Krankenhäuser, die noch betrieben werden, sind jetzt schon vollkommen ausgelastet“, hieß es. Die Lage im Nordosten Syriens sei ebenso trostlos.

Das Hilfswerk Care warnte, die Gesundheit und das Leben von über drei Millionen Menschen im Nordwesten Syriens seien in Gefahr. Mehr als die Hälfte dieser Menschen lebten als Vertriebene in überfüllten und unhygienischen Camps. Medizinische Tests seien kaum möglich, ein möglicher Ausbruch einer Epidemie könnte lange unentdeckt bleiben. Die Türkei verbiete den Export von Schutzmasken und Handschuhen, so dass in Syrien wichtige Mittel zum Schutz vor dem Coronavirus fehlten.

Auch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz warnte, ein Corona-Ausbruch in Syrien werde fatale Konsequenzen haben. Der Syrische Rote Halbmond begann in Rakka und anderen Städten mit der Desinfektion von öffentlichen Gebäuden und Fahrzeugen. Auch Schulungen wurden abgehalten. Care rief zu Spenden auf und begann, Hygiene-Artikel, Informationsmaterial, sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen zu verteilen.

Der Syrien-Konflikt begann vor mehr als neun Jahren, Machthaber Baschar al-Assad, Russland und der Iran kämpfen gemeinsam gegen verschieden Rebellenmilizen und Terrorgruppen. Hunderttausende Menschen kamen ums Leben, Millionen sind auf der Flucht.

(c-st/epd)
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