Vereinigtes Königreich Was ein unabhängiges Schottland für die Queen bedeuten würde

London · Königin Elizabeth II. kann ihr eindrucksvolles Schloss in Balmoral in Aberdeenshire wohl behalten – auch wenn sich die Schotten im Referendum für die Abspaltung von Großbritannien aussprechen sollten. Aber welches Verhältnis hätte die Queen dann zu den Schotten?

 Wie geht es weiter? Die Queen mit Alex Salmond.

Wie geht es weiter? Die Queen mit Alex Salmond.

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Königin Elizabeth II. kann ihr eindrucksvolles Schloss in Balmoral in Aberdeenshire wohl behalten — auch wenn sich die Schotten im Referendum für die Abspaltung von Großbritannien aussprechen sollten. Aber welches Verhältnis hätte die Queen dann zu den Schotten?

Auch für den Fall, dass die Befürworter der Abspaltung die Mehrheit erzielen, deuten die Zeichen darauf hin, dass die Queen Oberhaupt eines unabhängigen Schottlands bleiben wird — ähnlich wie sie die Königin von 15 anderen souveränen Staaten ist, darunter Kanada, Jamaika oder die Salomonen, die alle Mitglieder des Commonwealth sind.

Elizabeth mischt sich nicht in die Regierungsgeschäfte dieser Länder ein, wird aber regelmäßig über die politischen Angelegenheiten dort informiert und spielt eine wichtige zeremonielle und symbolische Rolle.

"Sie ist die Königin von Australien, Kanada — sie sollte auch die Königin der Schotten sein, wenn das die Schotten wollen", sagt Vernon Bogdanor, Politikprofessor und Verfassungsexperte an der Universität Oxford. "Die Schotten haben gesagt, dass sie eine schriftliche Verfassung ausarbeiten werden mit der Queen als Staatsoberhaupt", sagt er.

Verfassungsrechtliche Fragen

Der schottische Erste Minister Alex Salmond hat immer wieder betont, dass er die Queen in ihrer bisherigen Rolle behalten möchte — ebenso wie ihre Nachfolger. Er würde sich darüber freuen, wenn sie "Königin der Schotten" würde, dafür gebe es grundsätzliches Wohlwollen und Unterstützung in Schottland, sagte Salmond vor wenigen Tagen.

Meinungsumfragen stützen seine Aussage, auch wenn nicht alle Befürworter der Unabhängigkeit zustimmen. Einige Politiker, darunter auch Mitglieder von Salmonds Schottischer Nationalpartei, haben erklärt, dass sie eine Republik als Staatsform bevorzugen würden. Die verfassungsrechtlichen Details, wie ein unabhängiges Schottland die Monarchie behalten könnte — oder auch im weniger wahrscheinlichen Fall eine Republik werden könnte, sind noch nicht klar.

Nach Einschätzung Bogdanors könnte die britische Regierung einen Generalgouverneur benennen, der die Queen in einem unabhängigen Schottland repräsentieren würde — ähnlich wie in anderen Commonwealth-Staaten. Die Person würde von der Königin auf Basis des Premierministers benannt werden.

Schottisches Blut

In den Adern der Queen fließt mehr schottisches Blut als bei vielen anderen britischen Monarchen. Ihre Mutter stammte aus einer alten schottischen Adelsfamilie und ihr Wohlwollen für Schottland ist gut bekannt. Elizabeth verbringt traditionell drei Monate im Sommer in Balmoral Castle, dem privaten schottischen Wohnsitz der Royals seit mehr als 160 Jahren.

Außerdem wohnt sie jedes Jahr eine Woche im Holyrood-Palast, der offiziellen Residenz der britischen Monarchen in Edinburgh. "Die Queen hat zweifelsohne eine Nähe zu Schottland. Das weiß sie, seit sie sehr jung war, und das ist ihr ins Blut übergegangen", sagt Joe Little, Chefredakteur des Magazins "Majesty".

Was denkt die Queen?

Der Königin ist es nicht gestattet, in politischen Debatten Partei zu ergreifen. Nur selten äußert sie ihre persönlichen Ansichten öffentlich. Ihre offizielle Position ist streng unparteiisch und steht über der Politik, wie aus Kreisen des Königshauses verlautet.

Das gelte weitgehend auch für das Referendum. Allerdings sorgte sie am vergangenen Wochenende bei vielen Menschen für Überraschung, als sie sagte, die Schotten sollten "sehr genau über ihre Zukunft nachdenken", bevor sie ihre Stimme abgeben. Das war ihre erste und einzige Äußerung zu der Angelegenheit.

Das letzte Mal, dass sie sich explizit für den Fortbestand des Vereinigten Königreichs aussprach, war im Jahr 1977 in der Ansprache zu ihrem 25. Thronjubiläum. In der Rede damals ging sie auf Forderungen nach mehr Macht für Schottland und Wales ein und hob die Vorteile der Union für alle britischen Bürger hervor.

Monarchie-Experte Little glaubt, dass die Queen diesen Standpunkt weiter vertritt. "Sie wird sich das Vereinigte Königreich — ihr Königreich — weiter vereint wünschen", sagt er. "Sie ist sehr traditionalistisch und wird sich wünschen, dass die Dinge so bleiben, wie sie sind."

(ap)
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