Blick zurück Was die Welt seit 2000 veränderte
Am Anfang des vergangenen Jahrzehnts stand der große Schock. Damals war die Vorstellung weit weg, dass Terroristen gleich mit zwei Passagiermaschinen in das World Trade Center fliegen. Eine winzige Al-Qaida-Terrorzelle pulverisierte am 11. September 2001 die Kathedrale des Kapitalismus. Es war der Startschuss für den großen Feldzug des George W. Bush - und einen Kampf der Kulturen.
Die Satire wurde plötzlich in die Schranken gewiesen, nachdem am 30. September 2005 die dänische Tageszeitung "Jyllands-Posten" Karikaturen veröffentlichte, die den islamischen Propheten und Religionsstifter Mohammed thematisierten. Hunderttausende wütende Moslems trieb es auf die Straßen, Botschafter wurden zurückbestellt und bilaterale Partnerschaften in Frage gestellt.
Der 11. September hat aber auch eine neue Polizeipräsenz in unserem Land mit sich gebracht. Plötzlich gibt es mehr Personal. Viel mehr als früher sogar, mit Schusswesten und offen getragenen Maschinenpistolen. Trotz aller Kritik vereitelten die Sicherheitsbehörden soviel Terror wie nie zuvor.
2000 hatte keiner auch nur die blasseste Ahnung, dass es das Wort Vorratsdatenspeicherung einmal geben würde. Dank der gestiegenen Angst vor Terroranschlägen macht die Überwachung durch den Staat auch vor dem Internet keinen halt.
Trotz aller Differenzen in der Welt, Europa wächst immer stärker zusammen. Die Grenzen werden geöffnet und alle zahlen plötzlich mit einer Währung.
Pins und Passwörter sind mittlerweile so wichtig wie der eigene Name. Man vergisst sie nur leichter und kommen sie erstmal in die falschen Hände, sind wir Betrügern hilflos ausgeliefert.
Dank Internetsuchmaschinen wie Google oder Yahoo lässt sich das eigene Wissen auf den ersten Blick unbegrenzt erweitern. Doch das World Wide Web bringt auch Risiken mit sich: In der endlosen Informationsflut kann man leicht den Überblick verlieren. Falsch oder richtig, Wahrheit oder Lüge - oft lassen sie sich nur schwer unterscheiden.
Das Internet revolutioniert aber auch das menschliche Kaufverhalten. Über Plattformen wie Amazon oder Ebay lässt sich fast alles an die Haustüre liefern. Der sympathische Tante-Emma-Laden hat häufig das Nachsehen. Der Preisvergleich im Netz setzt ihn mächtig unter Druck. Dienstleistung darf plötzlich nichts mehr kosten.
Vorbei sind die Zeiten der knittrigen Landkarte. Dank cleverer Navigationssysteme muss man sich nicht mehr mit der Routensuche ablenken, sondern kann sich von einer süßen Stimme leiten lassen. Eigenes Denken ist allerdings nicht mehr gefragt, stattdessen folgt man der Technik fast blind.
Kontrolle allerorten, spürbar und nervend am Flughafen, unsichtbar und umfassend im Netz. Leichtes Durchkommen gibt es nur für SARS, Vogel- und die Schweinegrippe. Mit den zunehmenden Reiseaktivitäten - Billigflieger machen es möglichen - verbreiten sich Krankheiten schneller als in der Vergangenheit. An der viralen Verbreitung in den Köpfen haben aber auch die Medien einen größeren Anteil als in der Vergangenheit.
Im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts erreicht der Kapitalismus seinen Höhepunkt - vielerorts ist auch vom Turbokapitalismus die Rede. Der Dax erreicht immer wieder neue Rekordwerte. Doch 2008 ist Schluss. Selbst die kühlsten Rechner haben offenbar den Überblick verloren, eigene Finanzprodukte werden nicht mehr durchschaut. Die Pleite von Lehman Brothers sorgt für die größte Finanzkrise seit 1929. Die Banken scheinen daraus bisher noch keine großen Lehren gezogen zu haben.
Das vergangene Jahrzehnt war auch das Jahrzehnt der großen Naturkatastrophen. Tsunamis, Hurrikane und Erdbeben häufen sich zunehmend rund um den Globus. Noch schiebt sich die Klimaproblematik träge wie treibende Eisberge in die Köpfe der Menschen. Hier wird die Welt nicht weniger entschlossen handeln müssen. Vor allem in den kommenden zehn Jahren müssen hier die entscheidenden Weichen gestellt werden.